Kurzbiografien

 

(Name anklicken)

Abrahamsohn, Daisy & Günther

 

Daisy 1921- 2013     Günther 1926-2016

 

Heilbronner Str. 21

 

Private jüdische Kaliski-Waldschule, Dahlem

 

Der Vater Dr. Wilhelm Abrahamsohn, Rechtsanwalt und Notar mit eigener Kanzlei,

nimmt sich 1932 das Leben. Katharina Abrahamsohn bereitet nach dem Suizid ihres Mannes die Ausreise der Kinder Daisy und Günther vor. Daisy emigriert nach der Teilnahme an Hachschara-Lagern im November 1938 nach Palästina. Günther verlässt Berlin 1939 mit einem Kindertransport nach Großbritannien. Katharina Abrahamsohn wird 1942 in das KZ Riga deportiert. Erst 1952 gibt es ein erstes Wiedersehen der Geschwister nach 14 Jahren. 

 

Alexander, Meta

(1924-1999)

 

Haberlandstr. 12 und 10*, Bayerischer Platz 4

 

St. Franziskus Oberlyzeum (heute: Katholische Schule St. Franziskus)

 

FU Berlin (Gründungsgeneration)

 

Ärztin

 

 

Meta Alexander wurde am 04.07.1924 geboren, katholisch getauft und erzogen.

1938/39 musste der Vater Ernst Alexander seinen Wäschereiverleihbetrieb abgeben, weil er nun als Jude galt. Die Mutter Käte, geb. Mader, arbeitete als Sekretärin, sie galt als „arisch“; die Ehe als „privilegierte Mischehe“.

Im Zuge der „Fabrikaktion“ im Februar 1943 wurde Ernst Alexander verhaftet und in die Rosenstraße gebracht; er kam wieder frei. Meta Alexander versteckte sich einige Zeit bei der „arischen“ Großmutter.

Da sie nach dem Abitur 1943 als „Mischling“ nicht studieren durfte, arbeitete sie als Laborhilfskraft in der Auergesellschaft, die einen Teil ihrer Produktion nach Konstanz verlegte; Ende 1944 kehrte sie nach Berlin zurück, um bei dem erwarteten Kriegsende bei ihren Eltern sein zu können. Die letzten Kriegstage lebte die Familie im Luftschutzkeller unter der Kirche Zum Heilsbronnen.

Nach dem Krieg baute der Vater mit der Inhaberin seiner ehemaligen Firma den Betrieb wieder auf.

Meta Alexander gehörte zur Gründergeneration der Freien Universität. Nach Promotion und Habilitation wurde sie zur Professorin berufen, war zugleich Chefärztin am Universitäts-Klinikum Westend, heute Universitäts-Klinikum Rudolf Virchow.

 

Angress, Werner T.

(1920 - 2010)

 

Rosenheimer Str. 31

 

Historiker, Wissenschaftler

 

 

Werner Angress hatte eine landwirtschaftliche Grundausbildung für jüdische Auswanderer in Groß Breesen (Schlesien) erhalten, bevor er mit seiner Familie 1937 über Großbritannien in die Niederlande auswanderte. Von Amsterdam aus gelang es ihm 1939, in die USA zu emigrieren. Dort arbeitete er auf einer Farm in Virginia. 1941, als 21-Jähriger meldete er sich zur Armee, wurde einer der „Ritchie Boys“. Angress nahm an der Landung in der Normandie teil und geriet in deutsche Kriegsgefangenschaft. Nach der Freilassung verhörte er selbst deutsche SS-Angehörige. Er erfuhr, dass sein Vater im Vernichtungslager Auschwitz ermordet worden war. Die Mutter und die beiden Brüder hatten untergetaucht in Amsterdam überlebt. 

Er ging zurück in die USA und wurde nach dem Studium Professor für europäische und deutsche Geschichte. In den 1950er Jahren war er mit Ruth Klüger, die Literaturwissenschaftlerin und Autorin wurde, verheiratet; das Paar hatte zwei Söhne. 1988 kehrte Angress nach Berlin (West) zurück.   

 

Ansbach, Familie

 

Peter-Strasser-Weg 22, Tempelhof

 

 

Vereinigtes Askanisches und Tempelhofer Gymnasium (heute: Hugo-Gaudig-Oberschule), Städtische Luise-Henriette-Schule (heute: Luise-Henriette-Oberschule)

 

 

Ruth und Herbert Ansbach sind im kommunistischen Widerstand aktiv. Sie werden verhaftet. Ruth Ansbach kommt von 1934-36 ins Frauengefängnis Barnimstrasse, Herbert Ansbach 1936 ins Zuchthaus Brandenburg. Emigration 1938 in die Tschechoslowakei und 1939 nach  Großbritannien. Deportation der Eltern Oskar und Else Ansbach 1942 nach Riga.

 

 

Stolpersteine (2004) für Oskar und Else Ansbach, Peter-Strasser-Weg 4 (Tempelhof)

 

 

Aron, Adi

(geb. 1927)

 

Motzstr. 56 (heute: Nr. 61)

 

Luise-Zickel-Schule (jüdische Privatschule)

 

Malerin

 

Schülerin der „Zickelschule“. Der Vater verlor als Zahnarzt 1933 die Kassenzulassung.

Die Familie erreichte das Emigrationsziel Shanghai nicht. Sie überlebten die Verfolgung untergetaucht in Italien.

1945 Emigration nach Palästina.

 

 

Asch, Familie & Eppenstein, Karl

 

Kaiserkorso 153

 

 

Vater Jacob Asch (1870-1942) und Mutter Gertrud (1875-1942) haben ein Textilunternehmen in Kreuzberg mit ca. 50 Angestellten. 1938 Enteignung, 1942 Deportation und Ermordung. Tochter Wally (1906-1979) heiratet 1926 Karl Eppenstein (geb. 1902), 1931 Gründer einer Privatsynagoge in der Mussehlstr. 22, die 1938 zerstört wird. 1939 gemeinsame Auswanderung nach Palästina, Mitbegründer des dortigen Vereins ehemaliger Berliner in Israel.

 

Gedenktafel (1989) für die zerstörte Privatsynagoge, Mussehlstr. 22

 

 

Bach, Hilde Rahel

 

(1915 - 2007)

 

 

Lutherstr. 51

 

Übersetzerin

 

Hildegard Basch ging 1939 allein ins Exil nach Großbritannien. Sie blieb dauerhaft dort und gründete eine Familie.

Erst 1994, mit fast 80 Jahren, berichtete sie ihrer Tochter, der Künstlerin Barbara Loftus, von der Ausplünderung, Verschleppung und Ermordung ihrer Familie durch die Nazis. Diese erstellte daraufhin, inspiriert durch die Schilderung der Mutter, ausdrucksstarke Gemälde und Zeichnungen, die 2013/14 auch in Berlin (im Ephraim-Palais) gezeigt werden.

„Ich sah mich selbst als Deutsche, mein Jüdischsein schien unwichtig, vielmehr war ich froh, nicht jüdisch auszusehen, nicht so wie die Orthodoxen der Arbeiterklasse, die in den ärmeren Stadtteilen lebten, Jiddisch sprachen und von den assimilierten Juden der Mittelklasse argwöhnisch betrachtet wurden. Meine Familie war bürgerlich und hatte es bequem, wir lebten in einem angesehenen Stadtteil in der Nähe des Tiergartens. Keiner meiner Freunde war Jude.“

Hildegard Loftus, geb. Basch, in einem Gespräch mit ihrer Tochter, 1996

 

 

 

Baeck, Leo

(1873-1956)

 

Am Park 15 (heute Fritz-Elsas-Str. 15)

 

Rabbiner, Religionsphilosoph, Theologe

 

Seit 1912 Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, im Ersten Weltkrieg Feldrabbiner (“Feldgebetbuch“). Ab 1933 ermöglichte er als Präsident der Reichsvertretung der Deutschen Juden (ab 1938 Reichsvereinigung der Juden in Deutschland) vielen Juden die Auswanderung. Er wurde 1943 nach Theresienstadt deportiert und überlebte. Emigration nach London, Großbritannien. Nach 1948 besuchte er Deutschland mehrfach.


Gründung der Leo Baeck Institute in London, New York und Jerusalem

 

Stolperstein 2012:

Dr. Leo Baeck, Fritz-Elsas-Str. 15, Berlin-Schöneberg

 

 

 

Baer, Karl M. (vormals: Martha Baer)

 

(1885 - 1956)

 

Kleiststr. 111

 

Frauenrechtlerin, Direktor der Berliner Logen, Zionist

 

Als Mädchen erzogen, erhielt er in Hamburg eine Ausbildung zur Volkspflegerin.

Als Delegierte der Logen kämpfte er in Osteuropa gegen den Mädchenhandel.

Nach dem Wechsel seiner Geschlechtsidentität 1906 musste er sich beruflich neu behaupten.

Er veröffentlichte 1907 unter dem Pseudonym „N.0. Body“ seine Erfahrungen der geschlechterrollenbedingten Benachteiligung in „Aus eines Mannes Mädchenjahren“ (Neuauflage 1993).

Direktor der Berliner Logen 1920 - 1938.

Einwanderung nach Palästina 1938 mit seiner zweiten Frau Elza.

Ball, Fritz & Ball-Kaduri, Kurt Jacob

 

(1893 - 1968)     (1891 - 1976)

 

Viktoria-Luise-Platz 1 (Anwaltskanzlei)

 

Rechtsanwälte

 

 

1933 Verhaftung der beiden Brüder in ihrer Kanzlei (detaillierte Beschreibung  des Verhörs im “wilden KZ“ Papestraße), für beide 1933 Entzug der Rechtsanwaltszulassung, Hinwendung zum Zionismus (Kurt). 1938 Deportation ins KZ Sachsenhausen, Freilassung und Emigration in die USA (Fritz) bzw. nach Palästina (Kurt),

Mitinitiator der Gedenkstätte Yad Vashem.

 

Basch, Hildegard

(1915 - 2007)

 

Lutherstr. 51

 

Übersetzerin

 

Ging 1939 allein ins Exil nach Großbritannien.

Erzählt erst 1994 ihrer Tochter, der Künstlerin Barbara Loftus, von der Ausplünderung, Verschleppung und Ermordung ihrer Familie durch die Nazis. Inspiriert diese zu sehr ausdrucksstarken Gemälden und Zeichnungen, die 2013/14 auch in Berlin gezeigt werden

Benjamin, Walter

(1892 - 1940)

 

Kurfürstenstr. 154

Delbrückstr. 23 (Grunewald)

Prinzregentenstr. 66 (Wilmersdorf)

 

Er wurde am 15.7.1892 in Berlin-Schöneberg geboren. Mitte der 1890er Jahre zog die Familie Benjamin in die Kurfürstenstraße 154. Nur einige Jahre später folgte der Umzug in die Nettelbeckstr. 24.
Der weitere Weg der Familie führte über die Carmerstraße in Charlottenburg 1912 in eine eigene Villa in der Delbrückstraße 23 in Grunewald. So folgte die Familie der allgemeinen Bewegung der vornehmeren Familien Berlins um die Jahrhundertwende weiter in den Westen von Berlin.

Benjamin studierte erst in Freiburg i.Br., dann in seiner Heimatstadt Berlin und – nach Kriegsbeginn – in Bern. Dort promovierte er 1919 mit einer Dissertation zum Begriff der Kunstkritik in der Romantik. Ihn verband eine Freundschaft u. a. mit Gershom Scholem und Theodor W. Adorno, Hannah Arendt sowie in Frankreich mit der Fotografin G. Freund (s. eigenes biografisches Album). Von 1917–1930 war er mit Dora Sophie Kellner, gesch. Pollak, später verh. Morser, verheiratet, mit ihr hatte er den gemeinsamen Sohn Stefan Rafael (1918–1972). Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, floh Benjamin im September 1933 nach Paris.

 

1939 wurde er verhaftet und für drei Monate inhaftiert. 1940 versuchte er mit Hilfe von Lisa Fittko über die Grenze nach Spanien zu kommen, um dann in Portugal zu versuchen, ein Visum in die USA er erlangen. Die Situation erschien aussichtslos; am 26./27. September 1940 beging Benjamin Suizd. (Port Bou, dort  künstlerisch gestalteter, begehbarer Gedenkort „Passagen“ von Dani Karavan).

Wichtige Schriften: „Passagenwerk“ (1928-29), „Berliner Kindheit“ (1932-38), „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ (1934-39), „Über den Begriff der Geschichte“ (1939). Die meisten Schriften, Essays und Briefwechsel wurden erst posthum herausgegeben (ab 1955 von Th. W. Adorno).
 
Gedenktafel: Prinzregentenstr. 66 (Wilmersdorf)
Platzbenennung am Kurfürstendamm
 

 

 

Berent, Margarete

9. Juli 1887 Berlin – 23. Juni 1965 New York

 

Goltzstr. 34 (Anwaltskanzlei)

 

Rechtsanwältin

 

Berent ist ein Beispiel für den schwierigen Weg von Frauen in die Jurisprudenz in Deutschland. Sie legte zuerst das Lehrerinnenexamen ab, für das kein Studium erforderlich war. Erst 1910 konnte sie als Frau das Abitur ablegen, was ihr den Zugang zur Hochschule ermöglichte. Das Jurastudium konnte sie 1914 lediglich mit der Promotion abschließen, da sie als Frau nicht zum Staatsexamen zugelassen wurde. Anschließend arbeitete sie als „juristische Hilfsarbeiterin“ in Anwaltskanzleien und in Rechtsschutzstellen. 1919, nach Errichtung der Weimarer Republik, bestand sie schließlich das erste juristische Staatsexamen. Nach vierjährigem Referendariat und zweitem Staatsexamen wurde sie 1925 als Rechtsanwältin zugelassen. Neben ihrer anwaltlichen Praxis engagierte sie sich in verschiedenen Organisationen und Verbänden für die Gleichstellung der Frau, zugleich auch in jüdischen Institutionen.
Nachdem die Nationalsozialisten 1933 an die Macht gelangt waren, wurde Berent zum Juni 1933 als Jüdin mit Berufsverbot belegt, ihre anwaltliche Zulassung gelöscht. Bis zum November 1939 arbeitete sie für die Zentralwohlfahrtstelle der deutschen Juden in Berlin und Köln. Ab 1938 bemühte sie sich um eine Auswanderung in die USA, was allerdings wegen der begrenzten Einreisequoten nicht möglich war. Im Dezember 1939 gelang es ihr, über die Schweiz und Italien nach Chile zu emigrieren, wo sie mit Sprachunterricht versuchte, ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Im August 1940 erhielt sie schließlich ein Visum für die USA. Nach der Ankunft jobbte sie in New York als Haushaltshilfe und im Postversand. 1942 begann sie im Abendstudium erneut Jura zu studieren. 1949, im Alter von 62 Jahren, legte sie das Bar Exam (Zulassung als Anwältin) des Staates New York ab. Mit der Niederlassung als Anwältin erzielte sie jedoch nur geringe Einkünfte, sodass sie von 1953 bis kurz vor ihrem Tod 1965 als Angestellte der Rechtsabteilung der Stadt New York arbeiten musste.

Gedenktafel (2002) vom Deutschen Juristinnenbund und Bet Debora, Goltzstr. 34

 

Bergh, Ilja

1927 - 2015

 

Bregenzer Str. 9

 

Musiker, Pianist, Komponist

 

Ilja Bergh wurde am 22.1.1927 in Berlin-Schöneberg geboren. Sein jüdischer Vater Erwin Bergh war Gesangspädagoge und stammte aus Dänemark. Seine Mutter Marussia wurde 1903 in Twer/Russland als Marussia Schröder geboren. Sie begründete im Zufluchtsland Dänemark später eine weltweit anerkannte Methode für Psychomotorik und Entspannungstherapie.

Wegen der zunehmenden Ausgrenzung und den wachsenden antisemitischen Anfeindungen verließen Berghs 1934 Deutschland und gingen nach Kopenhagen. 1935 zog die Familie Bergh weiter nach Kiew, nachdem der Vater ein Arbeitsangebot als Gesangspädagoge an der Musikhochschule angenommen hatte. Hier erhielt der mittlerweile 10-jährige Ilja

Instrumentalunterricht und eine Einführung in die russische Klaviertradition. 1937 kehrte die Familie aufgrund der politischen Verhältnisse in der UdSSR nach Kopenhagen zurück.

Nach der Besetzung Dänemarks im Jahr 1943 flüchteten der Vater, die Großmutter und ihre gesamte Familie nach Schweden. Die nichtjüdische Mutter Marussia blieb zusammen mit dem 16-jährigen Sohn in Dänemark. Beide tauchten wegen der jüdischen Abstammung Iljas unter und lebten „illegal“.

Nach 1945 ließen sich die Eltern scheiden. Ilja Bergh kehrte 1953 wieder zurück an das Königlich Dänische Konservatorium für Musik, studierte Klavier, Komposition und Formenlehre und machte 1957 erfolgreich seinen Abschluss. 1960 setzte er seine Klavierstudien in München fort. Es entstanden Werke für Klavier und Kammermusik, mit denen Bergh rasch Aufmerksamkeit und Anerkennung gewann. Als Pianist spielte Ilja Bergh in Spanien, Italien, Dänemark und Deutschland. Er lebte und arbeitete in München, Kopenhagen und Berlin und starb am 5.9.2015 in Kopenhagen.

 

Berkowitz, Liane

(1923 –1943)

 

Viktoria-Luise-Platz 1

 

„Private Vorbereitungsanstalt

Dr. Heil“

 

Wird in der Schule Teil eines Freundeskreises, der sich gegen die nationalsozialistische Herrschaft engagiert, 1942 Verteilung von Flugblättern in der Uhlandstraße und am Kurfürstendamm. August/September 1942 Verhaftung als Mitglied der von der Gestapo als „Rote Kapelle“ bezeichneten Widerstandsgruppe (rund 200 Personen). Bringt 1943 im Frauengefängnis Barnimstraße ihre Tochter Irene zur Welt. Briefwechsel mit der Mutter, die später das Kind an sich nimmt. 5.8.1943 Hinrichtung in der Strafanstalt Plötzensee.

 

Berliner, Cora

(1890 - 1942)

 

Kufsteiner Str. 6

 

Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin

 

1916 Anstellung bei der Stadtverwaltung Schöneberg (Lebensmittelversorgung im Ersten Weltkrieg). Regierungsrätin und 1930 Professorin für Wirtschaftswissenschaften, nach 1933 Reichsvertretung der Deutschen Juden (s. a. Leo Baeck).

Deportation nach Minsk, Maly Trostinec 1942.

 

Berliner, Gert

(25. August 1924 - 27. März 2019)

 

Winterfeldstr. 25

 

Maler und Fotograf

 

Gert Berliner, 1924 in Berlin geboren, wuchs als einziges Kind einer liberalen jüdischen Familie in Berlin Schöneberg auf und ging hier zur Schule. Sein Vater war Apotheker. 1939 konnte er - mit einem Kindertransport nach Schweden - Deutschland verlassen. Seine Eltern hat er nie wieder gesehen.

1947 emigrierte er von Schweden in die USA und lebte in New York und New Mexico.

Gert Berliner machte sich als Fotograf, Maler und Filmemacher einen Namen. Vor allem in den 60er Jahren publizierte er seine Bilder in den meisten großen US-amerikanischen Magazinen – New York Times, New York Herald Tribune Sunday Magazine, Harpers Bazaar, Saturday Evening Post u. a.

Bekannt wurde besonders seine schwarz-weiß Serie, die einsame Menschen in der Metropole NYC zeigt.

In diese Zeit fiel auch die Begegnung mit Robert Frank. Bei mehreren Filmen arbeiteten  Robert Frank und Gert Berliner zusammen, u. a 1963 "O.K. End Here", 1960 "Sin of Jesus.

Von 1971 bis 1976 lebte er in Rom und Cetona, Italien. Hier hatte er als Maler mehrere Einzelausstellungen.

In Berlin stellte er zuletzt 1995 "Silent Places - A Pilgrimage" im Haus am Kleistpark aus - Fotografien der Konzentrations- und Vernichtungslager in Osteuropa.

Im Rahmen einer Gruppenausstellung wurden 2014 seine Fotografien in der Howard Greenberg Gallery, NYC gezeigt.

Gert Berliner lebt in NYC, USA.

 

Lehrtätigkeit:

1959  Brooklyn College,

1967 – 68  New York University

1967 – 71 School of Visual Arts (New York)

 

Nach dem Krieg häufige Besuche in Berlin.

Bernstein, Paul

(1897 - 1944)

 

Bamberger Str. 18, Heilbronner Str. 22 (sog. „Judenwohnung“)

 

Publizist und Volkshochschullehrer

 

Studium an der Hochschule für Politik, Soldat im Ersten Weltkrieg. In der Erwachsenenbildung tätig, von 1930-1933 Lehrer an der Heimvolkshochschule Habertshof bei Frankfurt. Zahlreiche Artikel zur Arbeiterbewegung. Verheiratet mit der Schriftstellerin Johanna Moosdorf. Deportation nach Theresienstadt im Januar 1944, im September 1944 nach Auschwitz, wo sich seine Spur verliert.

 

Stolperstein (2012): Charlottenstr. 89, Kreuzberg

 

Bloch, Gerda & Bloch, Doris

(geb. 1925)     (1928 - 2003)

 

Martin-Luther-Str. 55 (heute Nr. 117)

 

Schülerinnen der Luise-Zickel-Schule (jüdische Privatschule)

 

Ins Exil 1939 in die Niederlande. Mussten 1942 untertauchen, getrennt von den Eltern, die 1944 nach  Auschwitz deportiert wurden. Emigration der Schwestern nach dem Krieg in die  USA. Gerda Bloch wird Psychotherapeutin, Doris Bloch Sozialmedizinerin bei der Flüchtlingshilfe der WHO.

Blumenthal-Weiss, Ilse

(1899 - 1987)

 

Bamberger Str. 40

 

Lyrikerin

 

Briefwechsel u. a. mit Rainer Maria Rilke. 1937 Emigration in die Niederlande, von dort aus Internierung in Westerbork 1943 und Deportation 1944 nach Theresienstadt. Überlebt mit der Tochter (s. Mirjam Merzbacher) und wandert mit ihr 1947 in die USA aus. In ihrem Gedichtsband „Ohnesarg“ von 1984 verarbeitet sie ihre Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Holocaust.

Bock, Werner

(geb. 1921)

 

Rosenheimer Str. 21

 

Werner-Siemens-Realgymnasium (heute: Georg-von-Giesche Oberschule)

Luise-Zickel-Schule (jüdische Privatschule)

 

Ingenieur

 

Die Eltern Leonhard und Else (geb. Neustadt) führten das Schuhhaus Neustadt (des Schwiegervaters) in der Münchener/Ecke Grunewaldstraße. Werner Bock konnte durch Kindertransport Deutschland 1939 verlassen und kam nach Manchester/Großbritannien. Nach einjähriger Internierung als „enemy alien“ lebte er dort bis zu seiner Auswanderung 1951 zusammen mit Frau und Sohn nach Kanada. Deportation der Eltern Else und Leonhard Bock 1943 nach Auschwitz.

Werner Bock lebt heute in Kanada.

Bohne, Werner

(1920 - 1998)

 

Stübbenstr. 4, Stubenrauchstr. 3

 

14. Gemeindeschule (heute: Löcknitz-Grundschule)

Treitschke-Gymnasium

 

Ausbildung zum Kaufmann

 

Erhielt durch bekannte Familie Affidavit für USA. Euphorischer Reisebericht Ende 1938, gleichzeitig die immer verzweifelter werdenden Briefe der ausreisewilligen Eltern. Vermögenserklärung der Eltern kurz vor ihrer Deportation nach Riga.

 

Werner Bohne wird später ein engagierter Zeitzeuge.

Braun, Familie

Julius Braun und Gertrud Braun

 

Beethovenstraße 29 Berlin Lichtenrade

Volksschule Lichtenrade

1. Realgymnasium Ulrich-von-Hutten-Schule

 

Das Ehepaar Braun heiratete 1907. Gertrud war vom evangelischen zum jüdischen Glauben übergetreten. Die Söhne Werner (1909) und Gerhard (1922) wurden im jüdischen Glauben erzogen.

1933 wurde Werner Mitglied der KPD und zweimal verhaftet. Er heiratete 1938 Hildegard Kretschmer (1912). Sie lebten im Gartenhaus auf dem Grundstück der Eltern. 1940 kam die Tochter Ruth zur Welt. 1942 wurden sie nach Piaski deportiert und vom Vater getrennt, der am 17.9.1942 in Majdanek erschossen wurde.

Der jüngere Bruder Gerhard begann 1938 eine Ausbildung an der Fachhochschule für Mode, Graphik und Dekoration. 1941 wurde er zur Zwangsarbeit verpflichtet. Bei der großen Fabrikaktion brachte man ihn in die Rosenstraße. Es gab eine offene Protestaktion von meist nichtjüdischen Frauen, die als ziviler Widerstand in die Geschichte eingegangen ist.

Gerhard wurde entlassen und war zuständig für die Vermittlung von Juden zur Zwangsarbeit. Immer wenn er von Deportationen erfuhr, tauchte er unter. Er erlebte das Kriegsende im Garten in der Beethovenstraße. Erst nach dem Krieg erfuhr die Familie Braun vom Tod von Hildegard, Werner und Ruth.

Ursula Kretschmer, die Schwester von Hildegard, heiratete Gerhard 1945.

 

1996 Gedenktafel auf dem Friedhof Lichtenrade

2007 Stolperstein Beethovenstr. 29, Berlin-Tempelhof Lichtenrade

Cassierer, Alice, Arthur und Heinz

in Vorbereitung

Cederbaum, Moshe

(1910 - 1995)

 

Gossowstr. 11 

 

Lessing-Hochschule, Arbeiterbildungsschule

 

Engagierter Sozialdemokrat, auch in der Liga für Menschenrechte, 1933 ins Exil nach Frankreich, 1933/34 Mitarbeiter bei Radio Luxemburg (Anti-Hitler-Sendungen). 1934 Zertifikat für Palästina. Sanitäter in der Hagana (jüdische Untergrundarmee).

Cohn, Marianne

(1922 - 1944)

 

Wulfila Ufer 52

 

Kinderfürsorgerin

 

Leistet Hilfe zur Flucht für jüdische Kinder. Zionistin. Familiäre Bande zu Walter Benjamin. 1934 Emigration nach Spanien, 1936 nach Frankreich, 1937-1938 Übersiedlung in die Schweiz. 1938 Rückkehr nach Frankreich, Widerstandskämpferin (französische Résistance). 1940-1942 mehrmals Inhaftierung des Vaters, 1942 geht die Familie unter falschem Namen in den Untergrund. 1944 Verhaftung von Marianne Cohn durch die Gestapo, am 8. Juli 1944 Hinrichtung in Ville-la-Grande.

Nach 1945 vielfach in Frankreich, Israel und Deutschland geehrt (Auswahl):

- 7.11.1945: Militärregierung Lyon verleiht ihr posthum das Kriegskreuz mit silbernem Stern

- 1956 Ville-la-Grande: Straßenbenennung nach Marianne Cohn und Einweihung eines Denkmals für sie und andere am selben Tag hingerichtete Widerstandskämpfer

-1982 eröffnet  François Mitterrand zu Ehren von Marianne Cohn einen Garten in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem

 

- 1984 Eröffnung der Marianne-Cohn-Schule in Berlin-Tempelhof

- Stolperstein (2007): Wulfila Ufer 52, Tempelhof

 

Cohn-Lempert, Familie

Motzstr. 90

 

Staatliche Augusta-Schule (heute: Sophie-Scholl-Oberschule)

 

Dr. Georg Cohn-Lempert (1882-1968) ist Rechtsanwalt und Notar und Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg. 1933 Entzug der Zulassung als Notar, 1938 Entzug der Zulassung als RA. Die Töchter Inge und Jutta Cohn-Lempert sind Schülerinnen der Augusta-Schule. Die Ehefrau und Mutter ist Christin.1940 tritt der Vater Georg Cohn-Lempert aus der jüdischen Gemeinde aus und er und die ältere Tochter Inge (geb. 1918) lassen sich illegal taufen. Der Vater ist  zeitweise zur Zwangsarbeit „dienstverpflichtet“, dann taucht die Familie im Riesengebirge unter, wo alle überlebt haben. Die Tochter lebt heute wieder in Berlin.

Comedian Harmonists: Collin, Cycowski, Frommermann

Stubenrauchstr. 47

 

Musiker, Vokalensemble (a capella)

 

1928 gründete Hans Frommermann (später Harry Frohman) das Gesangssextett

in seine Wohnung in Friedenau.

Auftrittsverbote der Musiker ab 1933, Trennung der Gruppe 1935.

Die jüdischen Mitglieder Harry Frohman, Erich Abraham Collin und Roman Cycowski gründeten 1935 in Wien eine neue Gruppe, die weltweit erfolgreich war.

1941 Auflösung der Gruppe

 

Gedenktafel Haus Stubenrauchstr. 47, Berlin-Friedenau

Davidson, Familie

in Vorbereitung

 

Deutschkron, Inge

(1922-2022 )

 

Innsbrucker Str. 58, Bamberger Str. 22 (sog. „Judenwohnung“, letzte Wohnung vor dem Untertauchen)

 

Autorin, Publizistin

 

Nach erzwungenem Schulabbruch und Zwangsarbeit, ab 1942 Anstellung in der Blindenwerkstatt Otto Weidt. Mit Mutter ab 1943 untergetaucht. Nach dem Krieg in London, ab 1955 Journalistin u. a. in Bonn, Korrespondentin für Maariv/Israel.  Ab 1972 in Tel Aviv. Ihr Buch „Ich trug den gelben Stern“ (1978) wurde als Jugendtheaterstück „Ab heute heißt Du Sara“ 1989 am Grips-Theater in Berlin und später in vielen Städten und Sprachen gespielt. Seit 2001 endgültige Rückkehr nach Berlin. Als engagierte Zeitzeugin Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und in der politischen Öffentlichkeit (Gedenkrede aus Anlass des internationalen Holocaustgedenktages 2013 im Deutschen Bundestag). Initiatorin des Museums „Blindenwerkstatt Otto Weidt“ und des Gedenkorts „Stille Helden“ in Berlin-Mitte.

Einstein, Albert

(1879 - 1955)

 

Haberlandstr. 5 (heute: Nr. 8, zwischenzeitlich: Nördlinger Str. 8)

 

Physiker, Wissenschaftler

 

Verbrachte Kindheit und Jugend in Ulm, München, Mailand und Zürich, zahlreiche Wechsel und Abbrüche der Schulausbildung. Berühmt geworden mit seiner Relativitätstheorie (1905). Seit 1913 Mitglied der „Preußischen Akademie der Wissenschaften“, Berlin. Erhielt 1922 den Nobelpreis für Physik. Bei Machtantritt Hitlers auf Auslandsreise, emigrierte er 1933 als Jude und bekennender Pazifist sofort in die USA, kehrte nie wieder nach Deutschland zurück.

 

Gedenkstein und Gedenkstele (2013), Haberlandstr. 8

Dobriner, Familie

in Vorbereitung

 

Eisfelder, Horst

(geb. 1925)

 

Kufsteiner Str. 3,  Freisinger Str. 4

 

Lehre als Fotograf, später Versicherungswesen

 

Horst Eisfelder war von früher Jugend an begeisterter Fotograf. 1938 emigrierte er mit den Eltern über Triest nach Shanghai. Die Familie hatte kein anderes Exilland finden können, so dass allein Shanghai übrig blieb, für das keine Visa oder sonstigen Papiere notwendig waren. Die Familie war offen für die neue Umgebung und den Erwerb der schwierigen Landessprache und betrieb ab 1939 das „Cafe Louis“. Zunächst lebten sie im „International Settlement“, mussten dann von 1943 bis 1947 ins jüdische Ghetto von Shanghai ziehen. Nachdem er früh die Shanghai Jewish School verlassen hatte, machte Horst Eisfelder eine Lehre in einem Fotostudio. Er hat das harte Leben in Shanghai in zahlreichen eindrucksvollen Fotos dokumentiert. In dieser Zeit schloss er auch eine lebenslange Freundschaft mit seinem Schulfreund Werner Michael Blumenthal, der später US-amerikanischer Finanzminister wurde und bis 2014 Direktor des Jüdischen Museums in Berlin war. 1947 wanderte die Familie nach Australien aus, wo Horst Eisfelder noch heute lebt.

 

Autobiographie mit Fotos: „Exil in China − Meine Jahre in Shanghai und Nanking“ (Klagenfurt 2009)

Dokumentarfilm: Flucht nach Shanghai − Als Fotograf im Ghetto (D 2010, 3sat)

 

Epstein, Moritz

(1874-1963)

 

Bamberger Str. 15

Ab 1938 teilweise auch im Untergrund

Höhere Knabenschule, Große Hamburger Straße 27 (heute Jüdische Oberschule)

Kaufmann für Damenkonfektion

 

Moritz Epstein machte 1888 eine Lehre in der Damenkonfektionsfirma Wahrenberg & Warwar, ging nach der Lehre nach New York, heiratete 1893 Rika Bornstein, aus deren Ehe die drei Töchter Ingrid, Martha und Rosie hervorgingen.

1902 kehrte er ins Deutsche Kaiserreich zurück und gründete die Damenkonfektionsfirma Epstein und Baruchsohn. 1912 waren sie die „Mantelkönige“ von Berlin (auf einer Ebene/Ranghöhe wie C&A).

Ende 1933 musste er die Firma schließen. Nachfolger wurden die arische Konfektionsfirma Käthe Richter, für die er weiter arbeiten konnte, wenn er auch im Vergleich zu früher weniger verdiente.

1936 musste er den neuen Firmenbesitzer Max Hertling einarbeiten, wurde danach entlassen und arbeitete als Handelsreisender, bis ihm 1938 die Reiseerlaubnis entzogen wurde.

Seine Töchter waren bereits in die USA ausgewandert und halfen 1940 dem mittelosen Vater nach Amerika einzuwandern.

Ab 1952 stellte er etliche Wiedergutmachungsanträge, die verzögert und schließlich überflüssig wurden.

Moritz Epstein starb am 4.10 1963.

Falk, Werner & Falk, Renate

Werner Falk      Renate Falk

1923 - )                       (1925 - )

Hauptstr.30

Hauptstr. 5

 

Hohenzollerngymnasium, Martin-Luther-Str. 22-23 (im Krieg zerstört)

Luise Zickel-Schule, höhere Privatschule für Jungen und Mädchen

Jüdische Privatschule Dr. Leonore Goldschmidt

 

Die Eltern Dr. Albert und Dr. Erna Falk waren beide Ärzte und hatten ihre Praxis unter derselben Adresse. Der Vater durfte als Kinderarzt ab 1933 nicht mehr praktizieren und beging 1938 Suizid. Da die Mutter im 1. Weltkrieg Lazarettärztin gewesen war, praktizierte sie als Ärztin bis 1938. Gemeinsam mit den Kindern Werner und Renate emigrierten sie 1939 nach Australien.

Renate Clynes Walken lebte bis 1991 in Melbourne und ging dann in die USA, lebte in New York und arbeitete an der Columbia University.

Werner Falk studierte Mathematik, lebte immer wieder in England, ab 1980 in Paris und kehrte 1999 nach Australien zurück.

 

Stolperstein für Dr. Albert Falk, Hauptstraße 30

Feder, Rolf

(1921 - 2000)

 

Hewaldstr. 8

 

Werner-Siemens-Realgymnasium (heute: Georg-von-Giesche-Schule)
Luise-Zickel-Schule (jüdische Privatschule)

 

Der Vater ist Großhandelsgeschäftsinhaber und Teilnehmer am Ersten Weltkrieg.1933 geht die Familie nach Palästina ins Exil. Nach anfänglichen Schwierigkeiten der Eingewöhnung, Aufbau eines Reiseunternehmens. 1974 kommt Rolf Feder als Vertreter des israelischen Reiseverbandes erstmals wieder nach Deutschland.

Fink, Alice (geb. Redlich)

(geb.1920)

 

Starnberger Str. 3

 

Chamisso-Lyzeum, Haushaltsschule der Jüdischen Gemeinde ab 1935, Ausbildung zur Krankenschwester

 

Der Vater ist Soldat im Ersten Weltkrieg, später verantwortlich für Beerdigungen auf jüdischen Friedhöfen in Berlin. Alice Fink emigriert 1938 nach Großbritannien, später in die USA. Mehrere Familienmitglieder sterben in Auschwitz, Theresienstadt und  Riga. Sie arbeitet nach dem Krieg 1946 im ehemaligen KZ  Bergen Belsen, das vorübergehend zu einem  DP Camp (Displaced Persons Camp) für jüdische Überlebende, die auf die Auswanderung warten, umgewandelt wurde. Dort lernt sie ihren späteren Mann kennen.

 

Stolpersteine (2007) für Ella, Georg und Heinz Redlich, Starnberger Str. 3

Fischel, Susan & Neumann, Camilla

Susan Fischel geb. Ursula S. Neumann

Camilla Neumann geb. Selinger

(1892 – 1955)

Heilbronner Straße 26

Hohenzollern-Oberlyzeum

Camilla Neumann, geb. Selinger, wurde 1892 in Budapest geboren. Ihre Jugend verbrachte sie in Konstantinopel. 1912 zog sie nach Berlin, nachdem sie den Berliner Bankbeamten Ludwig Neumann geheiratet hatte. Das Ehepaar bekam eine Tochter, Ursula.

Ludwig Neumann wurde 1936 bei der Dresdner Bank zwangspensioniert. Camilla Neumann versuchte seitdem, ihren Mann zur Emigration aus Deutschland zu überreden. Tochter Susann wanderte 1938 nach England aus und emigrierte später in die USA. Ab April 1941 mussten Ludwig und Camilla Neumann Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie leisten, und nachdem Ludwig Neumann 1943 nach der Fabrikaktion nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde, ging Camilla Neumann in die Illegalität die über zwei Jahre dauerte. Nachdem sie einige Zeit bei verschiedenen nicht-jüdischen Bekannten Unterkunft gefunden hatte, ging sie auf ein Gut in Berlin-Frohnau. Dort war ihre Situation sehr wohl bekannt und sie wurde als abhängige Arbeitskraft ausgenutzt. Sie überlebte in den Wirren der letzten Kriegstage mit falschen Papieren.

1946 schrieb sie den „Erlebnisbericht aus der Hitlerzeit“, einer der wenigen autobiografischen Berichte, der kurz nach Ende des Krieges entstanden ist.

1949 wanderte sie zu ihrer Tochter in die USA aus und verstarb 1955 an einem Krebsleiden.

Flatow, Alfred & Flatow Gustav, Felix

(1869 - 1942)        (1875 - 1945)

 

Landshuter Str. 33, Schlüterstr. 49

 

Sportler

 

Beide Cousins sind Turner, 1896 bei den ersten Olympischen Sommerspielen der Neuzeit Olympiasieger in der Mannschaft an Reck und Barren. 1933 Zwangsaustritt von Alfred F. aus der Berliner Turnerschaft, 1942 Deportation nach Theresienstadt, wo er bald darauf an Unterernährung stirbt. 1933 Emigration von Gustav F. in die Niederlande, 1936 Gast der Olympischen Spiele in Berlin. 1940-1944 Flucht innerhalb der Niederlande, 1944 Deportation  nach Theresienstadt, wo er am 29.1.1945 an Hunger stirbt. Seine Urne wurde 1986 von Journalisten entdeckt und im heutigen Terezin beigesetzt.

 

Diverse Eherungen seit den 1980er Jahren:

-Diverse Ehrungen im Bereich des Sports: u. a. Flatow-Medaille (1986/87) BRD, Flatow-Pokal (1987) DDR

-Flatow-Sporthalle mit Gedenktafel (1990), Lohmühleninsel Kreuzberg

-Flatow-Oberschule (1992) mit Gedenktafel (1996) in Berlin-Köpenick

-Straßenumbenennung (1997) der Reichssportfeldstraße am Olympiastadion in Flatowallee, Berlin-Westend

-Sonderbriefmarke (1998) aus Anlass von „100 Jahre Olympische Spiele der Neuzeit“

-Stolpersteine (2012): Schlüterstr. 49  für Gustav Felix Flatow, Margarete (Ehefrau), Amalia (Tochter) Stefan (Sohn) und Landshuter Straße 33 für Alfred Flatow und die Schwestern Else und Margarete

 

Fraenkel, Ernst

(1898-1975)

 

Eschwegering 23 heute: Thüringer Ring 50

Ihnestraße 58

Jurist und Politikwissenschaftler

 

Ernst Fraenkel zog nach dem frühen Tod seines Vaters, seines Bruders und seiner Mutter gemeinsam mit der Schwester, 1915 zum Onkel nach Frankfurt am Main.

Nach seiner Entlassung aus dem 1. Weltkrieg setzte er sich für soziale Gerechtigkeit ein und studierte Rechts- und Geschichtswissenschaften.

1927 ging er nach Berlin, ließ sich als Rechtsanwalt nieder und ab 1931 beriet er den Deutschen Metallarbeiterverband (Metallarbeitergewerkschaft).

Nach der Machtübername der Nationalsozialisten geriet er ins Blickfeld: er war Jude, Anwalt, Mitglied der SPD und Gewerkschafter.

Ende 1938 emigrierte er mit seiner Ehefrau Hanna geborene Pickel in die USA. Sie war nicht jüdischer Herkunft, hielt aber die ganze Zeit zu ihm. Er wurde Mitarbeiter einer Dienststelle der US-Regierung (FEA) und amerikanischer Staatsbürger.

Anfang der 50er kehrte er nach Deutschland zurück und lehrte an der Deutschen Hochschule für Politik. Ende der 50er Jahre wurde er ordentlicher Professor am Otto-Suhr-Institut, sowie Direktor des John-F.-Kennedy Instituts.

Er starb im März 1975.

Freudenfels, Familie

Hilbertstr.1

Handel

Henriette Freudenfels, geb. Silbermann (1883-Jan.1938), Richard Freudenfels (1879-1941), Textilwarenhandel in Marienfelde u. Lichtenrade. Soldat im Ersten  Weltkrieg, bekam “Eisernes Kreuz” verliehen, Mitglied der Herder-Loge.

Tochter Charlotte (geb. 1910), Emigration 1933 nach Palästina, 1954 in die USA. Sohn Herbert (1913-1976), Emigration 1934 nach Palästina, 1954 in die USA.

Heirat Richard Freudenfels mit Dorothea Silbermann (1882-1941), Schwester v. Henriette, im Okt.1938; vergebliche Bemühungen, die Einreisebedingungen versch. Exilländer zu erfüllen. 27.11.1941 Deportation nach Riga, wo sie am 30.11.41 ermordet wurden.

 

Stolperstein: Hilbertstr.1-2, Berlin-Lichtenrade

Julius und Clara Freund

(1869-1941)         (1878-1947)

 

Haberlandstr. 7

Freiherr-vom-Stein-Str. 2

Kaufmann und Kunstsammler

 

Julius Freund wurde in Cottbus geboren und von seinen Eltern auf eine der besten Schulen, an das evangelische Graue Kloster nach Berlin geschickt. Während der einjährigen Ausbildung zum Textilhändler im Erfurter Konfektionsgeschäft von Wilhelm Dresel, lernte er die Tochter Clara kennen und heiratete sie 1902. Im gleichen Jahr wurde er Teilhaber in der Firma seines Schwiegervaters für Damenmäntel. Er nutzte seinen Wohlstand fast ausschließlich zur Sammlung deutscher Kunst, das berühmteste Gemälde ist: Kreidefelsen auf Rügen von Caspar David Friedrichs.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wendete sich sein Leben dramatisch. Seine politisch engagierten Kinder Hans und Grete mussten aus Deutschland fliehen. Seine kostbare Kunstsammlung gab er als Dauerleihgabe ins Kunstmuseum Winterthur.

1939 ging er ins Exil nach London. 1940 wurde ihm und seiner Frau die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen.

Sie versuchten dem deutschen Bombenhagel auf London zu entfliehen und während der Zugfahrt nach Cumberland erlitt er einen Schlaganfall, war halbseitig gelähmt und verstarb an den Folgen.

Nach dem Tod Julius Freunds entschloss sich die Familie im Sommer 1941 zum Notverkauf der Kunstsammlung in der Schweiz. Der Großteil der 359 Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken wurde am 21. März 1942 für knapp 200.000 Schweizer Franken (SFR) vom Luzerner Auktionshaus Fischer versteigert.

Clara Freund blieb noch einige Zeit bei ihrer Schwiegertochter und den drei Enkeln, bevor sie 1947 in London verstarb.

Freund, Gisèle

(1908 – 2000)

 

Haberlandstr. 7 (heute Nr. 3, von 1938-1996 Nördlinger Str. 3)

 

Fotografin

 

 

Machte im September 1925 an der Rückert-Schule die Mittlere Reife.

Ab 1931 Studium der Soziologie in Frankfurt a. M. In den politischen Auseinandersetzungen gegen den aufkommenden Nationalsozialismus engagiert, ihre Kamera immer dabei. 1933 Flucht nach Paris, porträtiert hier u. a. Simone de Beauvoir, Adrienne Monnier, James Joyce und Exilschriftsteller wie Heinrich Mann oder Walter Benjamin. 1940 Flucht nach Südfrankreich und Leben im Untergrund. Geht 1941 ins Exil nach Buenos Aires. 1952 Rückkehr nach Frankreich. Besucht Berlin nur noch als Fotografin, zu eigenen Ausstellungen und 1996 zur Rückbenennung der Straße ihrer Kindheit in Haberlandstraße.

 

Frolich, Marion (geb. Falk)

(geb. 1928)

 

Aschaffenburger Straße

 

4. Volksschule der Jüdische Gemeinde in der Synagoge Prinzregentenstraße 

Als blondes Baby stand sie Modell für eine vielgenutzte Reklametafel der Firma Fissan, Kinderpflegeprodukte. In der NS-Zeit durften sie und ihre Eltern ihre Identität auf diesem Foto, das weiterhin für die Werbung genutzt wurde, nicht preis geben, weil sie „Nichtarierin“ war. Die 4. Volksschule, die sie besucht, wird 1938 in der Novemberpogromnacht Opfer der Flammen. 1938 geht sie zusammen mit ihren Eltern erst ins belgische Exil, dann 1939 Emigration in die USA. – Sie kommt mehrfach zu Besuch in die Ausstellung, um ihr Album durchzublättern, zuletzt 2019 mit ihrer Enkelin.

Fromm, Erich

(1900 - 1980)

 

Bayerischer Platz 1 (Praxis), Salzburger Str. (Wohnung)

 

Sozialpsychologe, Psychotherapeut, Wissenschaftler

 

Aufgewachsen in einer streng gläubigen Familie. Studium der Soziologie in Heidelberg. Ende der 1920er Jahre Ausbildung zum Psychoanalytiker am Berliner Psychoanalytischen Institut. Ab 1930 Leiter der Abteilung Sozialpsychologie am Frankfurter Institut für Sozialforschung. Nach der Brandmarkung der Psychoanalyse als „jüdische Wissenschaft“ ging Fromm 1933 in die Emigration, erst in die Schweiz, 1934 dann in die USA, wo er u. a. an der Columbia University in New York tätig war. 1950 zog er nach Mexiko und 1973 in die Schweiz. Veröffentliche zahlreiche, teils sehr populäre Bücher, u. a. „Die Kunst des Liebens“ (1956).

Gadiel-Vohs, Familie

Moritz Gadiel                                                           

(1869 - 1942)      

Cäcilie Gadiel geb. Silberstein

(1874 – 1943)

 

Apostel-Paulus-Str.26 (später Judenwohnung)

Grunewaldstraße 46

Jüdische Schule

Hohenzollernschule

 

 

Moritz Gadiel arbeitete in der Textilbranche im Konfektionshaus für Damen- und Herrenmode, Königsstraße 22-26 (heute Rathausstraße, Berlin-Mitte) und danach in der Kleiderkonfektionsfabrik, Kronenstraße, Berlin-Mitte für seinen Sohn Arthur.

1936 lebten sie gemeinsam mit der Tochter Hertha und deren drei Kinder Hans (1922), Margot (1924)  und Werner in der Apostel-Paulus-Straße 26, die ab 1939 zur „Judenwohnung“ wurde.

Im September 1942 wurden die Eheleute nach Theresienstadt deportiert, wo beide starben.

Hertha Gadiel (1899) heiratete den Textilingenieur Norbert Vohs. Die Ehe hielt nur kurz. Sie wurde im Zuge der sogenannten Fabrikaktion im März 1943 nach Auschwitz deportiert und gilt als „verschollen“.

Werner Vohs wurde ab 1941 zur Zwangsarbeit nach Fürstenwalde verpflichtet und 1943 nach Auschwitz deportiert, wo er ebenfalls als „verschollen“ verzeichnet wurde.

Hans Vohs begann 1938 eine Automechanikerlehre und gelangte 1939 mit der Jugend-Aliyah nach Palestina. Er lebte bis zu seinem Tod 1999 im Kibbuz Lehavot Habashan im Norden Israels.

Margot Vohs gehörte zu den Flüchtlingen, die 1943 von wagemutigen dänischen Fischern in kleinen Booten über die Ostsee nach Schweden gebracht und vor der drohenden Deportation gerettet wurde. 1948 wanderte sie nach Peru aus, wo Mitglieder der Familie ihres Vaters Zuflucht gefunden hatten.

Arthur Gadiel (1901) war der einzige Sohn von Moritz Gadiel. Er gründete 1928 eine eigene Firma für die Fabrikation von Damenkleidern. Er unterstützte seine Eltern und Schwester und floh 1935 nach Holland und wanderte 1938 nach Palästina aus. Nach der Nachricht von der Ermordung seiner Familienangehörigen, wählte er 1948 den Freitod.

 

Yad Vashem: Erinnerung an Rettungsaktion 1943 mit dänischen Fischerbooten

Gedenktafel 2012 für 28 jüdische Bürger, Apostel-Paulus-Straße 26, Berlin-Schöneberg (Initiative von den heutigen Hausbewohnern)

Galliner, Moritz & Galliner, Peter

Lutherstr. 21 (heute: Martin-Luther-Str.)

 

Moritz Galliner, Rechtsanwalt und Notar (1874 - 1942)

 

Peter Galliner, Journalist (1920 - 2006)

 

Moritz Galliner war auch Vorstandsmitglied der Jüdischen Reformgemeinde zu Berlin; während des Pogroms 1938 wird seine Kanzlei geplündert. Sohn Peter geht nach Großbritannien in die Emigration, wird später als “enemy alien“ auf der Isle of Man interniert, seine Schwester Anne emigriert in die USA. Die Eltern Moritz und Hedwig begehen Suizid.

 

Zu seinem Lebensende Rückkehr Peter Galliners nach Berlin.

 

Stolpersteine für Moritz und Hedwig Galliner: Martin-Luther-Str. 12

Gal-Or, Gideon

(1921 - 2002)

 

Heilbronner Straße 7

14. Gemeindeschule, heute: Löcknitz-Grundschule

Hohenzollern-Gymnasium

 

Hans Glaser wuchs in einer zionistischen Familie auf, ging in den Sportverein Makkabi und lernte Boxen, was ihm später gegen antisemitische Angriffe half. Während die Mutter bereits 1934 nach Palästina übersiedelte, blieb der Vater, der Rechtsanwalt war noch bis 1938 in Berlin.

Ab 1940 war Gideon Gal-Or mit der Bewachung strategisch wichtiger Reisebahnstrecken in Palästina beauftragt und konnte in Kooperation mit der Untergrundbewegung Hagana, vielen europäischen Juden zur illegalen Einwanderung verhelfen.

1942 kämpfte er im 3. Bataillon der „jüdischen Brigade“ gegen Nazi-Deutschland und wurde Anfang 1945 an der italienischen Front im Apennin eingesetzt.

Nach der Gründung des Staates Israel im Mai 1948 trat er in den Staatsdienst ein und eröffnete 1966 das Staatliche Israelische Verkehrsbüro in Frankfurt am Main.

Gerechter, Leo

(1921 -  2013)

 

Münchener Straße 16

Freisinger Straße 6

12./13. Volksschule (heute Scharmützelsee-Grundschule)

Werner-von-Siemens-Realgymnasium (heute: Georg-von-Giesche-Oberschule)

Jüdische Oberschule

 

Leopold Gerechter wuchs in einer religiösen Familie als jüngster Sohn auf. Er hatte drei  Schwestern, Diethild (1911), Lisbett (1913) und Paula (1915). Seine Eltern Hugo Gerechter (1882) und Martha Gerechter (1880) waren Sozialdemokraten.

Der Vater starb 1933. Die Familie zog in eine kleinere Wohnung in die Freisinger Straße.

1935 wurde Leo, wie er in der Familie genannt wurde vom fortschrittlichen Realgymnasium abgemeldet und ging auf die Jüdische Oberschule.

Ende Oktober 1939 konnte Leopold mit Hilfe eines Verwandten in die USA entkommen. Er musste die Familie zurücklassen, weil Großmutter, Mutter und Schwestern nicht unter das amerikanische Quotensystem fielen, da sie in Posen geboren waren.

Er ging nach Pittsburgh, wollte dort die Schule beenden, doch durch den Eintritt der USA in den Krieg, wurde er Soldat und war froh, gegen die Deutschen kämpfen zu können.

Seine Mutter und Großmutter wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert und umgebracht.

Diethild und ihr Mann Leopold Reis wurden 1942 ins Ghetto Riga deportiert und in den Wäldern von Rumbula oder Kaiserwald erschossen.

Die Schwester Paula wurde 1943 nach Auschwitz deportiert.

Über das Schicksal von Lisbett und ihrem Mann Georg Fränkel ist nichts bekannt.

 

Stolperstein 2009: Martha Gerechter, Freisinger Str. 6, Berlin-Schöneberg

Gergely, Istvánné

(1927-2011)

Elßholzstr. 1

 

Schülerin der 173. Volksschule (heute Spreewald-Grundschule)

 

Edit Spitzer wurde als Tochter einer Berlinerin und eines Ungarn in Budapest geboren. 1929 übersiedelte die Familie nach Berlin-Schöneberg, wo der Vater ein Möbelgeschäft eröffnete.

 

Bereits 1933 erlebte die Sechsjährige antisemitisches Verhalten von Mitschülern und die immer schwieriger werdende wirtschaftliche und soziale Situation der Familie. 1938 kehrte die Familie nach Budapest zurück.

Istvánné Gergely, damals Edit Spitzer,

an ihrem ersten Schultag,  1933

Doch Ungarn verschärfte seine antijüdische Gesetzgebung. Edits Vater wurde in einem Zwangsarbeitslager interniert. Durch Vermittlung eines Verwandten erhielt die Familie, auch der inzwischen verletzt entlassene Vater, schwedische Schutzpässe. Kurz vor der Befreiung durch die Rote Armee wurden sie dennoch in das Ghetto Budapest verschleppt. Dem Vater gelang es, Frau und Tochter mit Hilfe eines Passierscheins aus dem Ghetto zu bringen.

 

Istvánné Gergelys Antrag auf Entschädigung wurde abgelehnt, da die Bundesrepublik zum Zeitpunkt der Antragstellung keine diplomatischen Beziehungen zu Ungarn unterhielt.

Gettinger, Lilli

(1920 -  1999)

 

Barbarossaplatz 3

 

Chamisso-Schule,

heute: Grundschule am Barbarossaplatz und Einstein VHS

 

Bildhauerin

Lilli Gettinger wurde als Kind polnisch-deutscher Eltern geboren. Der Vater Salke Gettinger (1883) betrieb ein Geschäft für „Putz und Bettfedern“.

Lilli trat 1935 einer jüdischen Jugendgruppe bei und musste miterleben, wie ihr Freund von der Gestapo verhaftet wurde und nach dem Gerichtsverfahren verschwand.

Die Eltern fanden die politischen Aktivtäten ihrer Tochter zu gefährlich und schickten sie ins Landschulheim nach Florenz. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann kennen; 1938 kehrte sie noch einmal nach Berlin zurück.

Aus Furcht vor einem drohenden Krieg floh die Familie Gettinger in die Schweiz und von dort aus nach Norwegen. Über Finnland, Russland, Rumänien, Italien, Spanien, Kuba und Haiti gelangte Lilli Gettinger in die USA (Ankunft 1941).

1943 bis 1948 führte setzte Lilli Gettinger ihre Ausbildung ihr Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie in Washington D.C. als Bildhauerin fort; 1955 ließ sie sich in New York nieder.

Sie trennte sich von ihrem Mann und trat der Kunstschule des Museum of Modern Art bei (1955 – 1971).

Sie starb 1999 in Princeton, New Jersey.

Gillatt, Eva (geb. Oppenheim)

(1920 -  2008)

 

Landshuter Straße 8

Rückert – Oberschule

Zionistisches Internat des Predigers Hirsch in Coburg

 

Eva Oppenheim wurde am 21.5.1920 als Tochter von Edith Julia (1894) und Paul

Michael Oppenheim (1880) geboren. 1922 kam ihr Bruder Werner zur Welt, der heute Ronald Michael King heißt. Beide Eltern arbeiteten im Bankhaus Gebrüder Ginsberg. Nach dem Tod ihres Mannes (1928) zog die Mutter mit den Kindern von der Fasanenstraße in die Landshuter Straße 8.

Eva Gillatt kam 1935 ins Internat des Predigers Hirsch, das zionistisch ausgerichtet war und lernte anschließend Hauswirtschaft in der jüdischen Taubstummen-Anstalt Berlin-Weißensee.

1938 ging sie ins zionistische Schulungslager Neuendorf, in dem Jugendliche auf landwirtschaftliche Berufe in Palästina vorbereitet wurden.  

1939 emigrierte sie nach England zu ihrem Onkel und wohnte bis zur Heirat 1941 bei ihm. Für die Mutter gab es kein Visum. Sie wurde im Juli 1944 nach Auschwitz deportiert und gilt als verschollen.

Ab 1941 arbeitete Eva Oppenheim bei der britischen Armee wo sie ihren Mann kennenlernte. Sie verließ die Armee vor der Geburt ihrer ältesten Tochter und lebte bis zum Tod 2004 in England.

Golan, Ester

in Vorbereitung

 

Gotthelf, Karl

in Vorbereitung

 

Goodmann, Alfred

(1920−1999)

 

Mommsenstr. 66

Regensburger Str. 22

 

Kirchners Oberrealschule, Berlin

Stern`sches Konservatorium, Berlin

Columbia University, New York City

 

Musiker, Komponist, Musikwissenschaftler

 

Goodmans Vater, Dr. Oskar Guttmann, war Chordirigent in der Synagoge Oranienburger Straße, Musikwissenschaftler und -lehrer sowie Musikkritiker, seine Mutter Paula, geb. Joseph, Konzertsängerin. Alfred Goodman wurde im Jüdischen Kulturbund in den Fächern Instrumentation und Musiktheorie unterrichtet und lernte bei Sigmund Petruschka das Arrangieren. 1939/40 emigrierte er über Großbritannien in die USA. Seine Eltern waren in der Zwischenzeit über Norwegen nach New York geflohen und konnten ihren Sohn am Schiff abholen. Er jobbte an verschiedenen Bühnen des Broadway. 1941 wurde er Soldat für die Vereinigten Staaten und wurde auf diesem Wege amerikanischer Staatsbürger. Er änderte seinen Namen in Goodman.

Nach dem Krieg erfuhr er, dass seine Großeltern, der Cousin und weitere Familienmitglieder im KZ Auschwitz ermordet wurden.

Ein Gespräch zu diesem traumatischen  Thema lehnte er ab. Von 1948−1953 studierte er an der Columbia University in New York City und legte dort den Bachelor und Master of Arts ab.

1962 kehrte er nach Deutschland zurück; von 1976−1990 lehrte er an der Hochschule für Musik in München. Er starb am 14. August 1999 in Berlin und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt.

 

Gottschalk, Ralf

in Vorbereitung

 

Grimbly, Ilse (geb. Taterka)

in Vorbereitung

 

Grunwald, Familie

Schulenburgring 2*

 

Askanisches Gymnasium

 

Fritz Grunwald emigriert 1939 in die USA. Bruder Carl lebt versteckt beim Hausmeister bis zu seiner Deportation 1943 nach Theresienstadt, dort trifft  er auf seine Eltern. Die

Eltern Arthur und Rosa Grunwald werden1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Carl  stirbt nach verschiedenen anderen Lagern am 23.3.1945 im KZ Buchenwald.

 

Stolpersteine (2004): Schulenburgring 2 für die Eltern Arthur und Rosa Grunwald und Carl Grunwald

 

*In diesem Haus wurde am 2.Mai 1945 der Waffenstillstand für Berlin beschlossen.

H., Edith

in Vorbereitung

 

Haberland, Familie

Haberlandstr. 7 (heute: Nr. 3, zwischenzeitlich: Nördlinger Str. 3)

 

Stadtplaner, Architekt

 

Salomon Haberland (1836-1914), Teilinhaber der Berlinischen Bodengesellschaft (BBG), Planer und Erbauer des Bayerischen Viertels, des Viktoria-Luise-Platzes u. a., später zusammen mit seinem Sohn Georg (1857-1933). Dieser baute als Architekt u. a. auch den U-Bahnhof Rüdesheimer Platz, die Kaufhäuser Tietz, Hermann Tietz, Karstadt und das Verlagshaus Ullstein. In der NS-Zeit wurde der Straßenname Haberland aus dem Stadtbild gelöscht und die Enkel wurden verfolgt: Dr. Kurt H. (1896- 1942) im KZ Mauthausen ermordet; Dr. Werner H. (1899-1970)  als Homosexueller denunziert und untergetaucht, stiftete nach dem Krieg eine Jugendherberge zur deutsch- israelischen Jugendbegegnung in Überlingen/Bodensee; Enkelin Dr. Edith (1902-1994) und Ehemann Otto Friedrich Hermanns (bis 1933 Staatsanwalt am Schöneberger Kammergericht, gest. 1971) konnten mit den Kindern und Urenkeln Salomon Haberlands, Renate und Ralph, nach Schweden emigrieren.

 

Die von den NS-Behörden in Nördlinger Straße umbenannte Haberlandstraße wurde erst 1996 wieder zurück benannt. Bei der Zeremonie waren auf Einladung des Bezirks die Urenkel Ralph Herrmanns und Renate Gynnerstedt (geb. Herrmanns) aus Schweden anwesend. Ebenso die Fotografin Gisèle Freund, die in der Haberlandstr. 7 im selben Haus wie die Enkel Kurt und Werner Haberland gewohnt hatte.

 

Seit Sept. 2014 ist das Café über dem U-Bahnhof Bayerischer Platz, zugleich „Zeithistorisches Portal“, nach der Gründerfamilie Haberland benannt.

 

Hecht, Familie
Freiherr-vom Stein- Str. 9, Hauptstr. 159, Meraner Str. 7,
Private Volkschule für Knaben und Mädchen von Luise Zickel
Max Hecht, geb. 1857, ließ 1896 in Bad Harzburg das prunkvolle Hotel „Parkhaus“ erbauen. Es bot koschere Küche an und im hoteleigenen Garten ließ er eine kleine hölzerne Synagoge errichten, betreut durch das Rabbinat Halberstadt und Braunschweig. Nach dem Verkauf des Hotels 1912 und dem Tod der Ehefrau Emilie 1926 lebte er bei der Familie des Sohnes Willi Hecht in Berlin-Schöneberg, Meraner Str. 7. Die Tochter Alice wohnte ebenfalls in Berlin-Schöneberg, verheiratet mit Dr. Walter Osterweil.
Willi Hecht hatte im Ersten Weltkrieg gedient und betrieb erfolgreich eine Handelsgesellschaft für Konfektion am Hausvoigteiplatz in Berlin-Mitte. Am 9. Nov. 1939 wurde das Unternehmen vollständig zerstört, Willi Hecht am 11. Nov.1939 nach Sachsenhausen verschleppt.
Am 16. Dezember 1939 wurde er unter der Bedingung  entlassen, Deutschland umgehend zu verlassen. Willi Hecht und seine Schwester Alice emigrierten mit ihren Familien gemeinsam nach Australien, per Schiffspassage von Amsterdam nach Melbourne. Der Vater Max Hecht, 1939 bereits 82 Jahre alt, hatte sich entschieden, in Deutschland zu bleiben. Zuletzt lebte er im Jüdischen Altersheim in der Augustraße, Berlin-Mitte. 1940 verstarb er dort. Seine Grabstätte konnte nicht ermittelt werden.
In Australien gelang es der Familie Hecht, ein neues Leben aufzubauen. Willi Hechts Kinder Peter und Evelyn, sowie die Tochter von Alice, geb. Hecht, gründeten dort Familien. Der Sohn von Peter Hecht David Hecht arbeitete als Journalist in New York und Afrika und ließ sich 2010 dauerhaft mit seiner Tochter Gnima in Berlin-Schöneberg nieder.
Henoch, Lilli

(1899 – 1942)

 

Haberlandstr. 11 (heute: Treuchtlinger Str. 5)

 

Aktive Sportlerin, Turn- und Sportlehrerin

 

Geb. 1899 in Königsberg. 1919 Übersiedlung nach Berlin. Eintritt in den Berliner Sport-Club (BSC) mit ihrem Bruder Max. Ehrung 1921 als erste Frau mit dem „Goldenen Adler“.

Eine der weltweit bedeutendsten Leichtathletinnen der 1920er Jahre. Vierfache Weltrekordlerin und zehnfache Deutsche Meisterin in den Disziplinen Kugelstoßen, Diskuswurf, Weitsprung und der 4x100-Meter-Staffel; auch erfolgreich in Hockey und Handball.

Musste 1933 den BSC verlassen, weil sie Jüdin war. Unterrichtete an der jüdischen Volksschule, Rykestraße, Prenzlauer Berg, bis diese 1942 geschlossen wurde. Sie wurde 1942 mit ihrer Mutter nach Riga deportiert und erschossen. Auch ihr Bruder Max wurde ermordet.

 

Ehrungen:

Seit 1993 Lilli-Henoch-Straße in Berlin-Prenzlauer Berg.

2008 „Stolperstein“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig, Treuchtlinger Str. 5, Berlin-Schöneberg.

 

Mehrere Sportanlagen in Berlin tragen den Namen Lilli Henochs:

 - Werferhalle im Sportforum Hohenschönhausen

 - Sportplatz am Anhalter Bahnhof in Kreuzberg

-  seit März 2005 die Sporthalle der Spreewald-Grundschule

   am Winterfeldtplatz in Schöneberg

Das jährliche Frauensportfest des Berliner Sport-Clubs ist ihr gewidmet.

 

Hermann, Georg (vormals: Georg Borchardt)

(1871 - 1943/44)

Georg Hermann (Pseudonym für Georg Hermann Borchardt)

 

(1871– 1943)

 

Bülowstr. 18

Laubenheimer Str. 7, Wilmersdorf

 

Askanisches Gymnasium

Friedrichwerdersches Gymnasium

 

Schriftsteller

 

Hermann, der aus einer bürgerlichen Schöneberger Familie kam, war ein sehr produktiver und intensiv gelesener Autor. Allein sein Roman Jettchen Gebert erlebte über 120 Auflagen. Wenngleich seine Geschichten in der Zeit des Biedermeier spielen, so sind sie doch nicht volkstümelnd oder kitschig, sondern vermitteln eine sehr eigene Impression des Berliner Lebens.

Hermann, der Ende der 1920er Jahre in die moderne Künstlerkolonie Wilmersdorf gezogen war, musste erleben, dass nach dem Machtantritt der Nazis 1933 seine Bücher verbrannt wurden.

Er emigrierte am 1. September 1933 in die Niederlande, ließ sich mit seiner Familie in Hilversum nieder. 1940 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Er hatte ein Visum für Paraguay, wurde dann aber vom 20. Juni 1943 bis 16. November 1943 im Sammellager Westerbork interniert. Von Westerbork wurde er ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz verschleppt, wo er am 19. November 1943 ermordet wurde.

 

Er wurde später für tot erklärt.

 

Gedenktafel: Kreuznacher Str. 28

Parkbenennung: Georg-Hermann-Garten mit Gedenkstein in Friedenau (Goßle

Stolperstein in Hilversum, Siriusstraat 59

 

https://www.joodsmonument.nl/en/page/381828/georg-hermann-borchardt-autobiografisch

 

Herschberg, Henny

in Vorbereitung

 

Heymann-Loebenstein, Margarete (geb. Heymann)

(1899 - 1990)

 

Thüringer Ring 3

 

Keramikerin, Künstlerin

 

Stand als Keramikerin und Designerin der Manufaktur „Haël“ in Velten vor. Sie war früh verwitwet, hatte zwei Söhne. 1934 wurde ihr Betrieb von Heinrich Schild in Verbindung mit Hedwig Bollhagen „arisiert“. 1933 kurzzeitig Flucht nach Dänemark, später Emigration nach Großbritannien, hieß nach erneuter Heirat Marcks.

Hiller, Kurt

 (1885 - 1972)

 

Nollendorfstr. 34, Hähnelstr. 9

 

Schriftsteller, promovierter Jurist, Journalist

 

Gründungsmitglied verschiedener literarischer Clubs und Cabarets („Neopathetisches Cabaret“), Sexualstrafrechtsreformer mit Magnus Hirschfeld (Abschaffung § 175)  und mit Helene Stöcker (u. a. Abschaffung des § 218). Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft und 1926 der Gruppe revolutionärer Pazifisten. Mitarbeiter der „Weltbühne“. 1933 Folter im KZ Columbiahaus, danach KZ Brandenburg und KZ Oranienburg. Flucht 1938 nach Großbritannien. 1955 Rückkehr nach Deutschland (Hamburg).

 

Gedenktafel (1990): Hähnelstr. 9

 

Parkbenennung (2000): Kurt-Hiller-Park in der Grunewaldstr. 5 mit Brandwandgestaltung im Hintergrund

 

Gründung der Kurt Hiller Gesellschaft 1998 in Hamburg

Hilsley, William (vormals: William Joseph Hildesheimer)

(1911 - 2004)

 

Bamberger Str. 39

 

Musiker

 

Pianist, britischer Staatsangehöriger, geht 1935 als Musiklehrer an eine Quäkerschule in die Niederlande. 1940-45 Zivilinternierter in diversen Lagern, dort als „Musical Director“ zahlreiche Aufführungen.

 

Nach dem Krieg Rückkehr nach England, 1947 wieder in den Niederlanden.

Hochdorf, Familie

in Vorbereitung

 

Hofstein, Irene

in Vorbereitung

 

House, Marion (geb. Sauerbrunn)

(geb. 1923)

 

Bayerischer Platz 13-14

 

Rückert-Schule (heute: Rückert-Gymnasium), Goldschmidtschule (jüdische Privatschule)

 

Der Vater war Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg und Teilhaber einer Firma mit Sitz an der Berliner Börse. Die Mutter (geb. Mandelbaum) kam als junges Mädchen aus Chrzanow/Polen nach Deutschland. Marion kam im Mai 1939 mit einem Kindertransport nach Großbritannien, ihre Eltern überlebten das KZ Theresienstadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg Arbeit für die amerikanische Militärregierung in München, um ihre Eltern wiederzutreffen, die in Bayern in einem Displaced Persons Lager (DP) lebten. Nach etwa einem Jahr gingen sie gemeinsam in die USA. Lebt heute in New York und besucht als Zeitzeugin häufig ihre alte Schule.

Jacobsohn, Moritz

(1880 – 1961)

 

Bismarckstr. 33 (heute: Belßstr. 1), Tempelhof

 

Arzt

„Mein Vater war nicht nur ein guter Arzt, sondern auch ein Mensch, dem es egal war, welche Religion ein Mensch hat. Hauptsache, er war gut [...]

Mein Elternhaus war immer offen für die, die nichts hatten. Jeder Bettler bekam Geld und von der Köchin etwas zu essen.“

Zitat: Brief Hannah Manshel an Hans-Werner Fabarius vom 23.April 1988

Moritz Jacobsohn war Reichsbahnarzt, Werksarzt bei Daimler-Benz, praktizierte aber auch als Hausarzt „Den lieben Gott von Marienfelde“ bestellten simulierende Kranke zu Hausbesuchen, wo er mit Kot beworfen wurde. Heimlich gingen selbst Nazis zu ihm. Er ging ins Exil über Großbritannien und Kuba in die USA, wo Quäker ihm eine Professur ermöglichten. Mit 60 Jahren musste er in New York erneut ein Examen ablegen, damit er wieder praktizieren konnte

 Gedenkstein (1990): Marienfelder Allee, Ecke Belßstraße in Tempelhof

Straßenbenennung (1991): Dr.-Jacobsohn-Promenade in Tempelhof

 

Jacoby, Hellmut Erich

(1903 - 1978)

 

Wartburgstr. 19

 

Rechtsanwalt

 

Syndikus der Eisenbahner-Gewerkschaft, 1933 Emigration nach Dänemark. Flucht durch viele Länder, ab 1940 auf den Philippinen (Asien). Lebte später in den USA, dann im Auftrag der UNO in Italien tätig, nimmt die schwedische Staatsbürgerschaft an.

 

Mit seiner Frau, einer Dänin, hatte er eine Tochter, die später Botschafterin Schwedens in Deutschland und Italien wurde.

Johnson, Hans (vormals: Jottkowitz)

(geb. 1918)

 

Barbarossastr. 45

 

14. Gemeindeschule (heute: Löcknitz-Grundschule)

Hohenzollern-Gymnasium

 

Vater Georg war selbständiger Handelsvertreter und Kompagnon seines Schwiegervaters in der Firma Luis Wachsner & Co. Hans verließ 1933 das Hohenzollern-Gymnasium, da keine Aussicht auf ein Studium bestand. Lehre zum Textilfärber in Oberschöneweide; Permit für Neuseeland, Emigration am 5.11.1938. Er nahm den Namen Hans P. Johnson an und arbeitete in Neuseeland als Textilfärber.

Joseph, Otto
(1920-2011)
 
Burggrafenstr. 18
 
Werner-Siemens-Realgymnasium (heute: Georg-von-Giesche Oberschule)
 

 
Die Mutter Charlotte Joseph geb. Fremma hatte Kunstgeschichte an der Berliner Universität studiert; der Vater Hans Ludwig Joseph war Chefarzt der Kinderabteilung im Weddinger Krankenhaus und führte daneben eine eigene Praxis.
Die Familie lebte nicht koscher und besuchte die Synagoge nur an den Hohen Feiertagen.
Am 1. September 1933 emigrierte sie nach Florenz, später über Paris nach Brasilien und schließlich in die USA. Otto Joseph begann 1941 in Brasilien die Ausbildung zum Kaufmann bei einem Zweigbetrieb der deutschen Böhler AG. Später arbeitete er in den USA als Prokurist in einer Stahlfabrik und gründete danach eine eigene Firma für Stahlmetalle. Er starb 2011 in den USA.
Joseph, Wilhelm & Joseph, Sally

 

Hauptstr. 163 (Geschäft), Hauptstr. 1 (Geschäft)

 

Kaufleute

 

1892 gründete Wilhelm Joseph in der Hauptstr.163, Ecke Großgörschenstraße einen Laden, der zum Kaufhaus wird. Er musste schon 1934 verkaufen.

Bruder Sally besaß seit der Jahrhundertwende gegenüber in der Hauptstr.1, Ecke Grunewaldstraße ein Geschäft für Herrengarderobe, das 1940 zwangsweise „arisiert“ wurde.

 

Kaléko, Mascha

 

(1907-1975)

 

Hohenzollernkorso 68 (Neu-Tempelhof), heute: Manfred-von-Richthofen-Straße; Bleibtreustraße 10-11 (Charlottenburg)

 

Dichterin, Schriftstellerin

 

1907 in Galizien als Golda Malka Aufen geboren, wurde um 1930 in Berlin mit Großstadtgedichten bekannt. Sie arbeitete noch als Kontoristin, veröffentlichte aber schon in der Vossischen Zeitung, im Tempo und im Querschnitt Gedichte – von manchen abfällig „Gebrauchslyrik“ genannt. 1933 erschien der erste Gedichtband „Das lyrische Stenogrammheft“, 1934 der zweite, „Kleines Lesebuch für Große“. 1933/34 besuchte sie die Kunst- und Kunstgewerbeschule Reimann in Schöneberg. Sie liebte Chemjo Vinaver, war noch mit einem anderen verheiratet, als sie ein Kind bekamen. 1938 konnte das Paar heiraten und in die USA emigrieren. In New York verdiente sie den Lebensunterhalt mit Reklametexten, Kindergedichten, schrieb auch für den Aufbau (deutschsprachige Exilzeitschrift).

Ihre Exil-Gedichte publizierte sie 1945 in dem Band „Verse für Zeitgenossen“; auch ihre älteren Arbeiten wurden wieder aufgelegt. 1956 besuchte Mascha Kaléko zum ersten Mal nach ihrer Emigration wieder Deutschland und Berlin. Als ihr 1960 der Fontane-Preis der Akademie der Künste verliehen werden sollte, lehnte sie das mit guten Gründen ab.

1959 zog sie mit ihrem Mann, dem Dirigenten, Komponisten und Musikwissenschaftler  Chemjo Vinaver, nach Israel. Am 11. Oktober 1968 las sie in der Theodor-Heuss-Bibliothek in Berlin-Schöneberg.

Die prominente deutschsprachige Lyrikerin des 20. Jahrhunderts starb 1975 in Zürich.

 

 

Literaturhinweis: Jutta Rosenkranz: Mascha Kaléko. Biografie, München 2012.

Gedenktafel: Bleibtreustraße 10/11 in Charlottenburg

Mascha-Kaléko-Weg in Berlin-Kladow

 

 

Gedenktafel: Bleibtreustraße 10/11 in Charlottenburg

Mascha-Kaléko-Weg in Berlin-Kladow

Kallmann, Helmut

in Vorbereitung

 

Kann, Antonie

(1916 - 2011)

 

Neue Ansbacher Str. 6 (heute: Ansbacher Str. 65)

 

Technische Assistentin, Kinderkrankenschwester

 

Lebte in Berlin-Tiergarten. Ihr Vater konnte dort als Rechtsanwalt auch nach 1933 arbeiten, da er Frontsoldat im Ersten Weltkrieg war. Emigrierte 1939 allein nach Großbritannien, kannte die spätere Schöneberger Adresse der Eltern nur aus deren Briefen. Wegen der bevorstehenden Deportation begingen ihre Eltern 1942 Suizid. Nur um das elterliche Grab in Berlin-Weißensee zu besuchen, kam sie 1992 nach Berlin.

Kaplan, Doris

(1931−1942)

 

Luitpoldstr. 5 u. 21

 

Schülerin, Arzttochter

 

 

1931 in Guben geboren, kommt Doris Kaplan im März 1940 mit neun Jahren allein nach Berlin, um hier als Übergangslösung die Schule zu besuchen, während sich die Eltern um die Ausreise bemühen. Sie wohnt bei der befreundeten Familie Meissinger in der Luitpoldstr. 5, ab Februar 1942 bei Familie Schlome in der Luitpoldstr. 21. Während dieser Zeit schreibt sie berührende Briefe an ihre Eltern und Großeltern („Sonntagsbriefe“). Im Dezember 1941 stirbt der Vater, als "Krankenbehandler" beim Autobahnbau eingesetzt, an Fleckfieber. Ostern 1942 wird Doris Kaplan gemeinsam mit Ihrer Mutter Elisabeth ins Warschauer Ghetto deportiert, ab Herbst 1942 gelten beide als verschollen.

 

 

Stolpersteine (2011): Für Doris und Elisabeth Kaplan in Guben

 

Literatur: Jenny Erpenbeck: Heimsuchung, Frankfurt a. M. 2008

Karpel-Coulson, Edith

in Vorbereitung

 

Kautsky, Luise & Karl

(1854 - 1938) (1864 - 1944)

 

Niedstr. 14, Saarstr. 14

 

Politikerehepaar, Theoretiker, Philosophen

 

In Österreich, der Schweiz, Deutschland und erneut Österreich politisch aktiv in der Sozialdemokratie, persönlicher Kontakt zu Marx, Engels, Bebel, Liebknecht und Rosa Luxemburg. 1897 zieht das Ehepaar nach Berlin. Karl Kautsky gilt bis zum Ersten Weltkrieg als wichtiger Theoretiker.1938 geht das Ehepaar wegen politischer und rassistisch Verfolgung von Österreich in die Niederlande ins Exil, wo Karl Kautsky stirbt. Luise Kautsky, Sozialistin und ehemals Berliner Stadtverordnete für die USPD, wird als Jüdin 1944 über Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Sohn Benedikt Kautsky überlebt das KZ Buchenwald, die beiden anderen Söhne können in die USA emigrieren.

 

Stolperstein (2009) für Luise Kautsky, Windscheidtstr. 31

Gedenktafel für Karl Kautsky, Saarstr.14, Bundesgeschäftsstelle der Falken

Eva Kemlein

in Vorbereitung

Kerr, Alfred

(1867-1948)


Bamberger Str. 42

 

Schriftsteller, Theaterkritiker, Journalist

 

Vor 1933 galt Alfred Kerr als Berlins einflussreichster Theaterkritiker.1933 wurden seine Bücher verbrannt, er selbst wurde ausgebürgert. Über Prag, Lugano, Zürich und Paris erreichten er und seine Familie London. Im Exil schrieb Kerr für neu gegründete deutschsprachige Zeitungen, arbeitete für den Freien Deutschen Kulturbund und den Deutschen P.E.N. in London. Die Tochter Judith beschrieb in ihren Büchern das Leben im Exil aus der Perspektive eines jungen Mädchens. 1938 wurde Kerr Mitbegründer des Freien Deutschen Kulturbundes. Von 1941 bis 1946 war er Präsident des Deutschen P.E.N.-Club in London, von 1946 bis zu seinem Tod Ehrenpräsident. Während einer Vortragsreise durch Deutschland erlitt er einen Schlaganfall und nahm sich in der Folge das Leben. Neben seinem großartigen Werk erinnern eine Stiftung und Preise an ihn.

 

Gedenktafeln an den ehemaligen Wohnorten in der Douglasstr. 10 (enthüllt 1971) und der Hohmannstr. 6 (enthüllt 1988) in Berlin-Grunewald.

Kolmar, Gertrud (vormals: Chodziesner)

 

(1894 - 1943)

 

Speyerer Str. 10 (heute Münchener Str.)

 

Schriftstellerin, Lyrikerin

 

Veröffentlichte seit Anfang der 1920er Jahre Gedichte unter dem Künstlernamen Kolmar. Umfangreicher Briefwechsel mit der Schwester in der Schweiz. Wohnte zuletzt mit ihrem Vater Ludwig Chodziesner in einer sogenannten „Judenwohnung“. Zu Zwangsarbeit verpflichtet, wurde sie im Rahmen der sogenannten „Fabrikaktion“ am 27.2.1943 am Arbeitsplatz verhaftet und wenige Tage später nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Viele ihrer Werke wurden erst nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlicht.

Sie gilt heute als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen. 

 

Stolperstein: Münchener Str. 18 a

Kopfstein, Max Mordechai

in Vorbereitung

 

Kroll, Siegfried

(1902-1973)

 

Würzburger Str. 6 (1933)

 

Rechtsanwalt

 

Siegfried Kroll wurde gleich 1933 mit Berufsverbot belegt, weil er Jude war. Im April 1933 floh er nach Dänemark, wo er 1935 heiratete. 1943 musste er mit seiner Frau und den beiden jungen Töchtern (zwei und sechs Jahre alt) auf einem Fischerboot über den Öresund nach Schweden flüchten. Seine Schwiegereltern wurden aus Kopenhagen ins Ghetto Theresienstadt deportiert, der Schwiegervater kam dort ums Leben. Nach Kriegsende kehrte die Familie nach Kopenhagen zurück. Angesichts der Schwierigkeit, einen seiner Qualifikation entsprechenden Beruf zu finden, kehrte Kroll 1954 nach Berlin zurück, um wieder als Anwalt zugelassen zu werden. Nach seinem Tod 1973 wurde er in Berlin beigesetzt.

Krüger, Helmut

in Vorbereitung

 

Kuttner, Erich

in Vorbereitung

 

Lachmann, Benedict

in Vorbereitung

 

Lachmann, Joseph

in Vorbereitung

 

Lammel, Inge

(1924 - 2015)

 

Rosenheimer Str. 26

 

Musikwissenschaftlerin

 

Kindertransport zusammen mit ihrer Schwester nach England 1939. Als „enemy alien“ 1940 auf der Isle of Man interniert. Die Eltern Ella und Julius Rackwitz wurden nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Rückkehr in die DDR 1947, um zu helfen ein „besseres Deutschland aufzubauen“. Prominente Musikwissenschaftlerin in der DDR. Baute das  „Arbeiterliedarchiv“ an der Akademie der Künste auf und war über 30 Jahre dessen Leiterin.

 

Herausgeberin zahlreicher Sammlungen politischer Lieder.

 

Gestorben am 2. Juli 2015 in Berlin.

Landsberger, Richard

1884 – 1965

 

Apostel-Paulus Str. 26

 

Apotheker, Sportfunktionär

 

Geb. in Schrimm (Posen),Verheiratet mit Johanna Aronheim, hatten 3 Kinder

Kaufte 1913 die A. Alves Augusta Apotheke

(Augustastr. 22, Tiergarten, heute Reichpietschufer)

Schon 1936 Zwangsverkauf der Apotheke, noch vor Verlust der Approbation 1938.

 

Von 1933-1938 Präsident vom JSK

(Jüdischer Sport-Klub e.V.),

einem Mitglied des deutschen Makkabikreises

 

Wurde am 9.11.1938 (November Pogrom) zusammen mit 12.000 Berliner Juden verhaftet.

Aus dem KZ Sachsenhausen im Dez. 1938 entlassen mit der Auflage, das Land zu verlassen.

Jan. 1939 Aufbruch von Antwerpen nach New York City, USA, ab Mai 1939 wegen US Visaprobleme Exil in Kuba,

1940 Familienzusammenführung in New York.

 

Am Haus Apostel-Paulus Str.26 erinnern seit 2012 die heutigen Bewohner mit einer Gedenktafel

an ihre ehemaligen jüdischen Nachbarn.

 

Laserstein, Lotte

(1898-1993)

 

Stierstr. 19

 

Malerin

 

Studium an der Friedrich-Wilhems-Universität und der Akademischen Hochschule für die bildenden Künste. Bedeutende Vertreterin der gegenständlichen Malerei der „Neuen Sachlichkeit“ in den 1920er Jahren. Ging 1937 ins Exil nach Schweden, hier wirtschaftliches Überleben durch Betätigung als Porträtistin und Landschaftsmalerin. Erst im Alter Anerkennung als freie Künstlerin. In Deutschland wiederentdeckt in den 1990er Jahren durch den Verein „Verborgenes Museum“ mit großer Einzelausstellung 2003 im Berlin Museum/Ephraim Palais. 2010 Ankauf ihres Schlüsselwerks „Nacht über Potsdam“ (1930) durch die Neue Nationalgalerie.

 

Straßenbennung (2007): Lotte-Laserstein-Straße in Schöneberg

Stolperstein (2010): Immenweg 7 in Steglitz für die Mutter Meta Laserstein, geb. Birnbaum

 

Lasker, Emanuel

 

(1868 - 1941)

 

Aschaffenburger Str. 6 a

 

Philosoph, Mathematiker

 

Lasker galt als „Philosoph am Schachbrett“, er war promovierter Mathematiker und von 1894 bis 1921, über 27 Jahre hinweg, Schachweltmeister und verdiente mit Turnierkämpfen seinen Lebensunterhalt. Er war der Schwager von Else Lasker-Schüler, mit der sein Bruder Bertold eine Zeitlang verheiratet gewesen war. Lasker spielte auch Go und Bridge und publizierte neben Arbeiten zum Schach auch philosophische Schriften.

Nachdem die Nationalsozialisten 1933 an die Macht gelangt waren, ging Lasker mit seiner Frau Martha geb. Cohn ins Exil in die Niederlande, 1934 nach Großbritannien, wo er wieder intensiver an Schachturnieren teilnahm. 1935 folgte er einer Einladung in die Sowjetunion. Dort arbeitete er als Mathematiker; angesichts der stalinistischen „Säuberungen“ kehrte er 1937 von einem Besuch bei der Stieftochter in New York nicht mehr zurück und ließ sich dauerhaft in den USA nieder. 1938 wurde er aus Deutschland ausgebürgert. Lasker starb 1941 fast mittellos in den USA.

2001 wurde, anlässlich seines 60. Todestages, die Emanuel Lasker Gesellschaft  gegründet.

 

 

Lasker-Schüler, Else

in Vorbereitung

 

Leipziger, Karl-Heinz

in Vorbereitung

 

Leisersohn, Familie

in Vorbereitung

 

Leo, Maria

(1873-1942)

Pallasstraße 12

 

Musikerin, Musikpädagogin, zugleich Aktivistin der Frauenbewegung

 

Maria Leo wurde am 18.10.1873 als Tochter des Kaufmanns Philipp Arthur Leo und der Pianistin Anna Leo geboren. Der Vater war evangelischer Konfession, die Mutter jüdischer.

 

Maria Leo besuchte das Lehrerinnenseminar, war Schülerin von Wilhelm Blanck und trat als Pianistin in der Öffentlichkeit auf. Ein Jahr war sie als Korrepetitorin in New York tätig, bevor sie (vermutlich) wegen eines Armleidens nicht mehr als Pianistin arbeiten konnte. 1898 wurde sie Klavierlehrerin am Eichelberg’schen Konservatorium in Berlin. 1903 gründete sie mit Nina Gorter ein Seminar für Jugend-Musikunterricht und 1911 das kollegial geführte Seminar der Musikgruppe Berlin. Sie wollte Menschen für das bewusste Hören von Musik begeistern, hierbei setzte sie die Tonika Do-Methode ein. Spätestens 1927 begründete in der Pallasstraße 12 ihr eigenes Musikseminar. Sie war Mitglied im Tonika-Do-Verein für musikalische Erziehung, teilweise in leitender Funktion, hier arbeitete sie eng mit Leo Kestenberg zusammen. Maria Leo hat sich für die Rechte und Belange der Frau eingesetzt, besonders die Durchsetzung der Ausbildung und Ansprüche auf Professionalisierung.

 

Nach 1933 galt sie nach den nationalsozialistischen Gesetzen als jüdisch und war den damit einhergehenden Repressionen ausgesetzt. – Angesichts der bevorstehenden Deportation ins Ghetto Theresienstadt entschloss sich Maria Leo 1942 zum Suizid.

 

Stolperstein Pallasstraße 12 (zugleich Gedenktafel).

Im März 2024 wurde ein Saal der Leo-Kestenberg-Musikschule im Haus am Kleistpark nach Maria Leo benannt.

Lévy, Hanni (geb. Weißenberg)

(geb. 16. März 1924)

 

u. a. Augsburger Str. 62

 

Schülerin, Zwangsarbeiterin, untergetaucht überlebt

 

Hanni Weißenberg wuchs zunächst in Berlin-Kreuzberg auf. Mit 13 Jahren musste sie die Volksschule in der Gneisenaustraße verlassen, weil sie Jüdin war, und auf die Joseph-Lehmann-Schule der Jüdischen Reformgemeinde zu Berlin wechseln. Ab 1935 durfte ihr Vater seinen Beruf als Fotograf nicht mehr ausüben, er starb 1940 an den Folgen von Zwangsarbeit. Wenig später wurde auch sie zur Zwangsarbeit in der Spinnstofffabrik Zehlendorf herangezogen. 1942 starb ihre Mutter aus Mangel an ärztlicher Hilfe. Im Herbst des gleichen Jahres wurde die Großmutter Cäcilie Oberländer nach Theresienstadt deportiert, wo sie im Februar 1943 starb.
Im selben Monat entging Hanni Weißenberg den Verhaftungen und Deportationen der „Fabrikaktion“ in Berlin. Sie tauchte unter, fand schließlich Zuflucht bei den Familien Most und Kolzer und lebte mit falscher Identität. Mit Hilfe dieser Familien überstand sie die Zeit der Verfolgung. 

 

1946 zog sie zu ihrem Onkel nach Paris, heiratete und bekam zwei Kinder. 1978 wurden Viktoria Kolzer, Elfriede und Grete Most auf ihre Veranlassung hin als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.

 

Hanni Lévy ist als Zeitzeugin aktiv und hält engen Kontakt zu den Nachkommen der Familie Kolzer und einigen Bewohnern des Hauses Nollendorfstr. 28, die dafür sorgten, dass im Hof eine Gedenktafel für Jean und Viktoria Kolzer angebracht wurde. Zur Enthüllung der Tafel 2010 und im Oktober 2017 zur Premiere des Films „Die Unsichtbaren – Wir wollen leben“, der auch ihre Geschichte erzählt, war sie mit ihrer ganzen Familie anwesend.

 

Stolperstein (2011): Else-Lasker-Schüler-Str. 5 in Schöneberg für die Großmutter Cäcilie Oberländer

Levy, Wolfgang

in Vorbereitung

 

Lewin, Johny

in Vorbereitung

 

Lewinsohn, Erich

(geb. 1924)

 

Motzstr. 1

 

Werner-Siemens-Realgymnasium (heute: Georg-von-Giesche Oberschule)

 

Fotomechaniker, Handwerker

 

Brach schon 1934 die Schule ab, wegen Schikanen des Lehrers. 1938 ins Exil nach Belgien, lebte dort mit den Eltern und dem Bruder illegal. 1940 mit dem Bruder nach Großbritannien. Die Eltern wurden in Auschwitz ermordet. Es existiert ein letzter Brief der Eltern, den sie vor der Deportation schrieben.

 

Aktiver Zeitzeuge (Interview 1994)

Mamlock, Familie

Apostel-Paulus-Str. 13 und 14, Münchener Str. 18

 

Modebranche

 

Der Großonkel Arnold Mamlock (1878-1946) und Recha (1878-1965) überleben in Amsterdam, sie hatten zuvor ein Geschäft: Seidenband en gros. Deren Sohn Karl-Heinz (1911-1945) baut im Exil in Amsterdam/Niederlanden ein neues Geschäft auf, wird 1944 verraten. Deportation und Tod im KZ  Mauthausen. Tante Ruth (1915-2002) und Onkel Erwin (1908-1991) überleben in Palermo/ Italien. Die Großeltern Albert (1889-1964) und Clara (1893-1976) und der Vater Kurt (1924-2001) überleben versteckt in Berlin.

Album und Stammbaum erstellt von Michael Mamlock (geb.1951).

Mamlok, Ursula

(1923−2016)

 

Motzstr. 29
Schillerstr. 13

 

Komponistin, Dozentin

 

Ursula Lewy besuchte die Grundschule in der Pestalozzistraße und das Fürstin-Bismarck-Schule (heute Sophie-Charlotte-Gymnasium), das sie als Jüdin 1938 verlassen musste. Bereits mit 12 Jahren erhielt sie Kompositionsunterricht und bestand im September 1938 die Aufnahmeprüfung an der Jüdischen Privaten Musikschule Hollaender. 1939 ging die Familie ins Exil nach Ecuador. Aufgrund ihres außergewöhnlichen Talents erhielt Ursula Lewy ein Stipendium für ein Konservatorium in New York und reiste im Sommer 1940 allein nach Amerika. 1941 emigrierten auch die Eltern nach New York. Die Berliner Großeltern überlebten den Nationalsozialismus nicht.

Ihr Lehrer wurde George Szell, dessen Kompositionsstil ihr zu konservativ war, worauf sie 1944 an das berühmte Black Mountain College wechselte, später an die Manhattan School of Music. 1957 erhielt sie schließlich den Master of Music. Ursula Mamlok fühlte sich schon früh der Moderne verbunden, traf aber oft auf ablehnende Lehrer und wurde dennoch zu einer der wichtigsten Komponistinnen der Modernen Musik in den USA. 40 Jahre lang lehrte sie Komposition.

 

Von 1947 bis zum seinem Tod 2005 war Ursula Mamlok mit Gerard Dwight Mamlok verheiratet. 2006 kehrte sie nach Berlin zurück, gab Konzerte, nahm CDs auf; ein Buch zu ihrem Leben und Werk und ein Film entstanden. Sie erhielt zahlreiche Preise, darunter das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland.

Ihren Baldwin-Flügel übergab die Dwight und Ursula Mamlok-Stiftung im Januar 2018 an die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen, wo er für Aufführungen, auch ihrer Werke, genutzt wird.

Mann, Rahel R.

(geb. 1937)

 

Starnberger Str. 2

 

Rückert-Gymnasium (nach dem Krieg)

 

Lebt von 1938 bis 1944 bei wechselnden Pflegefamilien, Mutter zu Zwangsarbeit verpflichtet. In den letzten Monaten des Krieges als Kind in einem Keller von der Hauswartsfrau Frau Vater versteckt. Erst nach dem Krieg Schule und später Studium verschiedener Studiengänge. Danach selbständig als Psychosomatikerin zunächst in Braunschweig, dann in Berlin tätig. Heirat, zwei Kinder, nach längerem Aufenthalt in Israel zurück in Berlin. Seit den 1970er Jahren als Zeitzeugin tätig.

Markus, Bertha

(1863 - 1943)

 

Schwerinstr. 5

 

Hausfrau

 

1935 aus ihrem Heimatort Deutsch-Krone (Westpreußen, heute: Walcz, Polen) wegen Antisemitismus nach Berlin übergesiedelt, wo bereits viele Verwandte wohnten. Fromme Jüdin. Der Ehemann Adolf stirbt 1937. Bertha Markus wird 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie 1943 an Hunger stirbt. Die Familie wusste lange nichts vom Schicksal der Großmutter.

 

Das Album wurde erstellt von der Urenkelin Dr. Ilona Zeuch-Wiese.

 

Stolperstein (2008) für Bertha Markus, Schwerinstr. 5

 

Meidner, Ludwig

(1884-1966)

 

Wilhelmshöher Str. 21, Fregestr. 77

 

Maler, Grafiker und Dichter

 

Ludwig Meidner wurde in Schlesien geboren und besuchte von 1903−1905 die Kunst- und Gewerbeschule in Breslau. Er arbeitete als Modezeichner in Berlin, zog 1907 nach Paris und studierte bei Manet, Cézanne und van Gogh, schloss Freundschaft mit Amedeo Modigliani. Zurück in Berlin wurde er Teil der expressionistischen Avantgarde.
Während des Ersten Weltkriegs war Ludwig Meidner Dolmetscher und Zensor in einem Kriegsgefangenenlager, begann zu schreiben, wandte sich jüdischer und christlicher Mystik zu. 1927 heiratete er Else Meyer, Leo Baeck vollzog die Trauung. 1929 wurde der Sohn David geboren. 1937 wurden Bilder von Ludwig Meidner in der Propagandaausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. 1939 floh die Familie nach England, wo der Maler für ein Jahr als „Enemy Alien“ interniert wurde. 1953 kehrte er allein nach Deutschland zurück und lebte in jüdischen Altenheimen, bis ihm die Stadt Darmstadt 1963 eine Atelierwohnung zur Verfügung stellte.


Spät häuften sich die Ehrungen für den inzwischen fast Vergessenen. Einen Monat vor seinem Tod erschien die erste umfassende Monographie. Der künstlerische Nachlass wird im Ludwig Meidner-Archiv im Jüdischen Museum Frankfurt gepflegt, 1990 gründete sich die Ludwig Meidner Gesellschaft in Frankfurt am Main.

Merzbacher, Mirjam

( 07.03.1927 )

Innsbrucker Str. 5

Bamberger Straße 40

 

Vater: Dr. Herbert Blumenthal, Zahnarzt,

Mutter: Ilse Blumenthal-Weiss

Der Vater war Zahnarzt; 1933 befand sich seine Praxis in der Petersburger Str. 11, O 34 (Friedrichshain); die Mutter war Autorin (s. ihr gesondertes Album in der Ausstellung). Mirjam interessierte sich schon früh für Lyrik. – Die Familie, zu der auch der ältere Sohn Peter David gehörte, lebte bis 1937 in Schöneberg, dann ging sie erst nach England, schließlich in die Niederlande. Nach der Besetzung durch deutsche Truppen wurde Peter Blumenthal 1941 bei einer Straßenrazzia verhaftet und wenige Monate später im Konzentrationslager Mauthausen ermordet. Mirjam, die Mutter, der Vater und die Großmutter Weiss wurden ab 1943 im KZ Westerbork interniert. Die Mutter organisierte Taufpapiere, was ihnen einen gewissen Aufschub verschaffte, doch im September 1944 erfolgte die Deportation ins Ghetto Theresienstadt.  Herbert Blumenthal wurde kurz darauf weiter nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Mirjam, ihre Mutter Ilse Blumenthal-Weiss und die Großmutter überlebten das Ghetto Theresienstadt. Nach der Befreiung emigrierten sie 1947 in die USA.

Mirjam heiratete und wurde Mutter zweier Kinder. Auch sie verfasste Texte, zuletzt erschien 2016 ein schmales Bändchen mit ihren Erinnerungen  „Een meisje uit Berlijn“.

 

 

Meseritz, Georg und Familie

in Vorbereitung

 

Meyer, Familie

in Vorbereitung

 

Misch, Ludwig

in Vorbereitung

 

Mosse, Georg

(1918 - 1999)

 

Maaßenstr. 28

 

Historiker, Wissenschaftler

 

Sohn des Verlegers Hans Lachmann-Mosse. 1933 Enteignung und Flucht der sehr wohlhabenden assimilierten Familie in die Schweiz. Weitere Emigrationsländer: Frankreich, Großbritannien, schließlich 1939 USA, wo er sich als Historiker mit den Themen Masse, Nationalsozialismus und Sexualität auseinandersetzte; zahlreiche Publikationen.

 

„Das Exil hat mich mit Energie erfüllt und herausgefordert wie nichts zuvor.“

 

Mühsam, Familie

Motzstr. 5, Kurfürstenstr. 115*

 

 

Dr. Wilhelm Mühsam (1874- 1939) war ein berühmter Augenarzt, sein Sohn Heinrich (1900- 1944) war Journalist, er wurde in Auschwitz ermordet, die Mutter Paula (1876-1943) wurde in Theresienstadt ebenfalls ermordet. Gerettet wurden Louise (geb. 1903), die 1938 ins Exil nach Australien ging und Rudolf (1906-1994), der 1937 in die USA emigrierte.

 

Gedenktafel: Vor dem Haus Kurfürstenstr. 115 (an der Bushaltestelle), erinnert an das Vereinshaus des jüdischen Brüdervereins (ab 1939 vom „Judenreferat der Gestapo“ unter Leitung von Adolf Eichmann genutzt)

Nadel, Arno

(1879-1943)

Eislebener Str. 17, W. 50 (nicht mehr bestehend), 1921–1933
Nettelbeckstr. 21 (heute: An der Urania), 1933-1941
Bamberger Str. 37
 
Musiker, Komponist, Musikwissenschaftler, Maler und Autor

 

Arno Nadel, am 3. Oktober 1879 in Wilna geboren, wurde als Kind zur Ausbildung nach Königsberg geschickt, wo er in synagogalem Gesang unterrichtet wurde. Hier lernte er Deutsch und entwickelte eine enge Verbundenheit zur deutschen Sprache.
Mit 17 Jahren zog er 1895 nach Berlin und besuchte dort die Jüdische Lehrerbildungs- anstalt. Nach dem Abschluss arbeitete er als Lehrer und Musiker, aber auch als Schriftsteller. Neben der Leitung des Chors der Synagoge am Kottbusser Ufer befasste er sich mit der Sammlung von jüdischen Volksliedern und synagogaler Musiküberlieferung. Dieses sehr komplexe Werk, das wohl aus sieben Bänden bestand, ist von besonderer Bedeutung, weil die meisten Stücke bis dahin nicht schriftlich dokumentiert waren.

Es ist zum größten Teil verloren gegangen. Nadel publizierte viel, fand nach 1928 aber auch als Maler Anerkennung.
Nach den Pogromen 1938 wurde er verhaftet und ins KZ Sachsenhausen verschleppt. Er kam nach einigen Wochen frei.
 
Die beiden Töchter konnten noch ins Ausland gelangen, doch Nadel und seine Frau Anna geb. Guhrauer (geb. 13.08.1879 Berlin – Deportation 12.03.1943 nach Auschwitz) schafften es nicht mehr, Deutschland zu verlassen.
Nadel ging voller Leidenschaft den vielfältigen Tätigkeiten nach, die er ausübte.
Ab 1942 wurde er zur Zwangsarbeit verpflichtet. Am 12. März 1943 wurden Arno und Anna Nadel nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurden.

 

Neuburger, Albert und Minn

 

Albert Neuburger

(21.1.1867 – 5.3.1943 Ghetto Theresienstadt)

Minna Neuburger geb. Hartmann

(4.7.1876 Nürnberg – 31.3.1943 Ghetto Theresienstadt)

Anschriften: Neue Winterfeldtstr. 24 (heute Winterfeldtstr. 92-94), Schöneberg

Jenaer Str. 7, Wilmersdorf

Agricolastr. 1, Tiergarten

Albert Neuburger kam nach Chemiestudium und Promotion nach Berlin und machte sich als Herausgeber einer wissenschaftlichen Zeitschrift, als Autor populärer wissenschaftshistorischer Bücher sowie als Journalist für Zeitungen des Ullstein-Verlags (er wurde als „Star des naturwissenschaftlichen Feuilletons“ bezeichnet) rasch einen Namen. Seine Bücher, die nicht nur Wissen vermittelten, sondern zum Teil auch unterhaltsam waren, wurden mehrfach neu aufgelegt, teilweise ins Englische übersetzt. Seine Frau Minna Neuburger unterstützte die Tätigkeit ihres Mannes und trat selber als Herausgeberin des Buches: „Ich kann wirtschaften“ hervor, das Teil einer für Verlag und Autoren sehr erfolgreichen Reihe mit ähnlichen Titeln war.

Beide Eheleute stammten aus jüdischen Familien, sie ließen sich mit der Eheschließung 1901 taufen. Die Ehe blieb kinderlos.

Kurz nach der Machtübernahme 1933 verlor Neuburger als Jude seine Stellung als Redakteur im Ullstein-Verlag. Er setzte seine schriftstellerische Tätigkeit nach dem Umzug in die Jenaer Str. 7 als Privatgelehrter zunächst fort. In der Folge des reichsweiten Pogroms im November 1938  wurde auch den Neuburgers „zur Beseitigung der Schäden“ eine 25 %ige Vermögensabgabe abgepresst. Sie waren von allen weiteren Zwangsmaßnahmen und Diskriminierungen gegenüber Juden betroffen, wurden unter weitgehendem Verlust ihrer Habe 1941 „ausgemietet“ und mussten zwangsweise in eine kleine Wohnung in die Agricolastraße ziehen. Vor ihrer Deportation ins Ghetto Theresienstadt hatten sie einen sog. „Heimeinkaufsvertrag“ abzuschließen, mit dem ihnen unter Vorspiegelung einer lebenslangen Versorgung ihr restliches Vermögen entzogen wurde.

Das Paar hat die Deportation im Januar 1943 nur kurze Zeit überlebt. Albert Neuburger ist knapp einen Monat nach Ankunft in Theresienstadt verstorben; kurz darauf starb auch Minna Neuburger; sie wurde später für tot erklärt.

 

Das Album, recherchiert und verfasst von Dr. Rainer Faupel liegt in der Ausstellung aus.

 

Neumann, Camilla (geb. Seliger)

(1892-1965)

 

Heilbronner Str. 26

 

Krankenschwester

 

Tochter Ursula (später Susan) emigriert als Lehr-Krankenschwester 1938 nach Großbritannien, später in die USA. 1941 Zwangsarbeit von Ludwig und Camilla Neumann. Nach der „Fabrikaktion“ 1943 Deportation von Ludwig Neumann nach Auschwitz. Camilla Neumann geht daraufhin 1943-1945 in die Illegalität und wird von verschiedenen Personen in Berlin versteckt. 1946 „Erlebnisbericht aus der Hitlerzeit“, 1949 Auswanderung in die USA.

 

Ihr früher Erlebnisbericht (1946) wurde in Auszügen in „Orte des Erinnerns Band II, Jüdisches Alltagsleben im Bayerischen Viertel“, Hg. Kunstamt Schöneberg, 1999 (2. Auflage) veröffentlicht.

 

Neumann, Martin und Else

(1884−1943)

Treuchtlinger Str. 1,
Freisinger Str. 8

Kaufmann

1884 in Anklam geboren, macht Martin Neumann eine kaufmännische Ausbildung in Anklam, Hamburg und Stettin, bevor er die väterliche Getreidehandlung in Anklam übernimmt. 1914−1918 Teilnahme am Ersten Weltkrieg. Im November 1933 Heirat mit der nichtjüdischen Else Stahlberg. Es folgen öffentliche Diskriminierungen als „Mischehe- paar“ und der Boykott des Geschäfts.
1937 Umzug von Anklam nach Berlin. 1938 Verhaftung und Misshandlung im Rahmen der Pogromnacht, KZ-Haft in Sachsenhausen. 1939 scheitern alle Auswanderungs- bemühungen, 1942 erfolgt der Umzug in eine „Judenwohnung“.

1943 Haft im Polizeigefängnis am Alexanderplatz und in der Lehrter Straße, im Mai Deportation nach Auschwitz, wo Martin Neumann am 7.6.1943 stirbt. Erhalten sind die Briefe von Martin an Else Neumann von 1938 bis 1943, u. a. von der Deportation und aus Auschwitz-Birkenau. Ebenfalls überliefert ist die Korrespondenz der Witwe Else Neumann mit dem Kommandanten von Auschwitz über den Erhalt der Asche ihres Mannes.
Insgesamt neun jüdische Familienmitglieder der Familie Neumann sterben nach ihrer Deportation aus Berlin in Riga oder Auschwitz.

 

Newton, Helmut (vormals: Neustaedter)

(1920 - 2004)

 

Innsbrucker Str. 24

 

Fotograf, Künstler

 

Helmut Neustaedter war sechzehn Jahren alt, als er die Schule abbrach und eine Ausbildung bei der angesehenen Fotografin Yva machte.

Auf Drängen seiner Mutter verließ er einen Monat nach der Pogromnacht 1938 Berlin und gelangte auf dem Emigrantenschiff Conte Rosso nach Singapur. Als Japan 1941 in den Krieg eintrat, wurde er zum ‚feindlichen Ausländer’ und ins Internierungslager in die Nähe von Melbourne gebracht, wo er zwei Jahre blieb, bevor er als Freiwilliger der australischen Armee beitrat. Nach Kriegsende bot man ihm die australische Staatsbürgerschaft an. Diese Gelegenheit nutzte er gleichzeitig zu einer Änderung seines Namens. 1946 lernte er die Schauspielerin June Browne kennen. Sie heirateten 1948 und blieben bis zu seinem Tod ein Paar.

Seit der Lehrzeit in Yvas Atelier in Berlin bestand der Wunsch, sich ausschließlich der Modefotografie zu widmen. Anfang der 1950er Jahre kam er diesem Ziel näher, als er einen Auftrag für die Australienbeilage der englischen Vogue erhielt. 1956 folgte er dem Angebot, als freier Mitarbeiter nach London zu gehen. 1957 zog er mit seiner Frau nach Paris.

Helmut Newton avancierte durch seinen unverwechselbaren Stil zu einem weltweit beachteten Fotografen. Sehr unterschiedliche Künstler/innen und Politiker/innen ließen sich von ihm porträtieren, darunter Queen Elisabeth II., Margaret Thatcher, Jacques Chirac, Catherine Deneuve, Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Salvador Dali, Paloma Picasso und Prinzessin Caroline von Monaco.

Im Jahr 2000, anlässlich von Helmut Newtons 80. Geburtstag, ehrte ihn die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin mit der großen Retrospektive Work in der Neuen Nationalgalerie. 2003 wurde die Helmut-Newton-Stiftung gegründet und 2004 das neue Museum für Fotografie in der Berliner Jebensstr. 2 eröffnet.

Helmut Newton kam im Januar 2004 bei einem Autounfall ums Leben.

Der Senat von Berlin bot seiner Witwe eine Ehrengrabstätte auf dem Friedhof in der Stubenrauchstraße neben Marlene Dietrich an, dort wurde er am 2.6.2004 beigesetzt.

 

Seit dem 8.4.2005 ist am Standort seines Geburtshauses in der Innsbrucker Str. 24 in Berlin-Schöneberg eine Gedenktafel angebracht.

 

Orni, Rahel

in Vorbereitung

 

Paisley, Peter H. (vormals: Herbert Peiser)

(geb. 1921)

 

Hohenstaufenstr. 56

 

12. Volksschule (heute: Scharmützelsee-Grundschule),

 

Werner-Siemens-Realgymnasium  (heute: Georg-von-Giesche Oberschule)

 

 

Übersetzer

 

 

Wird von den Eltern 1935 in eine Schule nach Belgien geschickt. Setzt sich unter dem Namen Leon Piron in die Fremdenlegion nach Frankreich ab, wird in Gurs interniert, kann als Belgier nach England fliehen. Wird unter dem Namen Peter Paisley Soldat in der britischen Armee. Seine Eltern überleben 1940 zunächst in Palästina, dann in Südafrika. In den 1990er Jahren kommt Peter Paisley als Zeitzeuge in seine frühere Schule und trifft auf alte Schulfreunde.

Passikowa, Lydia

in Vorbereitung

Pinkus, Theo

(1909 - 1991)

 

Belziger Str. 48 (zur Untermiete)

 

Buchhändler, Praktiker des Emanzipations- und Selbstverwaltungsgedankens, Publizist

 

Seine Eltern wandern 1908, wegen des aufkommenden Antisemitismus an der Breslauer Universität, in die Schweiz aus. Theo P. zieht 1927 als Schweizer Staatsbürger nach Berlin,  macht eine Lehre beim Rowohlt Verlag und tritt dem Kommunistischen Jugendverband (KJVD) in Schöneberg bei. Ab 1930 bei Münzberg im Vertrieb der AIZ (Arbeiter Illustrierte Zeitung). Im April 1933, als Kommunist, Jude und Ausländer bedroht, kehrt er in die Schweiz zurück. Heirat mit Amalie de Sassi und Aufbau des Buchladens mit Antiquariat und der Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Zürich. Nach dem Krieg häufig als aktiver Zeitzeuge sowie Gründungsmitglied und Berater der Berliner Geschichtswerkstatt und des Aktiven Museums in West-Berlin.

 

Seine Stiftung Studienbibliothek/ Archiv in Zürich ist eine gefragte Anlaufstelle zu den Themen Arbeiterbewegung und neue soziale Bewegungen.

 

Pinner, Ernst

(1889 - 1947)

 

Paetschstr. 28

 

Rechtsanwalt und Notar

 

1920 Heirat, zweite Ehe 1936, zwei Söhne, eine Tochter. Umfangreiche Korrespondenz mit seiner seit 1933 in Palästina lebenden Schwester, 1939 Emigration der Familie nach Palästina. In einer landwirtschaftlichen Genossenschaftssiedlung (Kibbuz) findet die Familie eine neue Lebensgrundlage.

Pinthus, Kurt

(1886 - 1975)

 

Heilbronner Str. 2

 

Essayist, Kritiker, Herausgeber

 

 

War Dramaturg bei Max Reinhardt am Deutschen Theater. Sein 1914 herausgegebenes „Kinobuch“ ist die erste Sammlung zu Literatur und Film, seine 1920 herausgegebene  „Menschheitsdämmerung“ die berühmteste Anthologie expressionistischer Lyrik. Bereits 1933 steht er auf der ersten Liste verbotener Autoren. Emigration 1937 in die USA.

Nach dem Krieg 1966 Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und Rückkehr nach Marbach. 1971 stiftet er dem dortigen Literaturarchiv seine kostbare Bibliothek.

 

Gedenktafel (1992): Heilbronner Str. 2

Plattring, Familie

Kirchstr. 84, Tempelhof

 

 

Kaufleute und Modezeichnerin

 

 

Naftalin Plattring (1878-1942) aus Ostgalizien heiratet 1897 Antonie (Toni) Sommer aus Czernowitz (1883-1942). Er hat die philippinische Staatsangehörigkeit und ist auf der Insel Cebu als Perlenhändler tätig. 1922 Umzug der Familie nach Berlin-Marienfelde, Aufbau der Firma Stern Verschlüsse GmbH in der Potsdamer Str. 61. Die Söhne Friedrich (1902-1956) und Adolf Marcus (1904-1973) arbeiten als Buchhalter in der väterlichen Firma. Friedrich emigriert als Frederick 1937 in die USA und lebt als Kürschner in New York City. Auch Adolf Markus emigriert 1937 in die USA. Tochter Fanny Luise (geb. 1911) wird Krankenschwester und geht nach Uruguay. Flora (1913-1966) besucht die Modezeichnerinnenklasse des Lette-Vereins. Jeannette (geb.1915)  emigriert 1939 nach Argentinien, lebt später auch in den USA. Die Eltern Naftalin und Toni Plattring werden 1942 nach Riga deportiert, wo sich ihre Spur verliert.

 

Stolpersteine (2011): Kirchstr. 84 für Naftalin und Antonie Plattring

 

Popper, Stephanie

(geb. 1924)

 

Nymphenburger Str. 3

 

Luise-Zickel-Schule (jüdische Privatschule)

Von den Eltern, die in Schlesien eine Essig- und Senffabrik besaßen, nach Berlin geschickt, besuchte sie die „Zickel-Schule“. Sie erlebte die Pogromnacht 1938 in Berlin. Ihr Bruder Max konnte vorher noch nach Palästina auswandern. 1939 floh sie mit den Eltern nach Santo Domingo, später emigrierte sie in die USA.

Proskauer, Erna (geb. Aronsohn)

(1903 - 2001)

 

Kaiserallee 26 (heute: Bundesallee)

 

Juristin

 

1920 zieht Erna Aronsohn mit ihrer Familie aus Bromberg nach Berlin. Abitur 1922, Jura-Studium, Richterin (Assessorin); heiratet 1930 den Rechtsanwalt Max Proskauer. 1933 aus dem Dienst entlassen, Emigration über Frankreich nach Palästina, wo sie eine Wäscherei betreibt.

 

1953 Rückkehr nach Berlin. Niederlassung als Anwältin (später auch Notarin), übernimmt 1968 nach dem Tod ihres (geschiedenen) Mannes dessen Praxis.

Rau, Gertrud & Rau, Erna

in Vorbereitung

Reich, Wilhelm

in Vorbereitung

Reifenberg, Edith

(1902 - 2001)

 

Rosenheimer Str. 33

 

 Ökonomin

 

1920 Studium der Nationalökonomie in Leipzig. Nach dem Studium bis 1933 Arbeit beim Berliner Rundfunk im Vox Haus, Potsdamer Straße. Wirtschaftsredaktion bei Ullstein, von dort als Berichterstatterin nach Südafrika geschickt. Dort lebte sie bis zur Rückkehr nach Hamburg 1960.

Reimann, Clara & Albert

(1874–1976)     (1874–1956)

 

Landshuter Str. 38

Innsbrucker Str. 42

 

Holzbildhauer und Pädagoge

Direktor der Reimann-Schule

 

Schneiderin und Prokuristin

Reimann-Schule

 

Albert Reimann machte eine Lehre als Holzbildhauer, sein Interesse galt der Pädagogik.

Klara Reimann lernte das Kunsthandwerk und machte eine Fotografie-Ausbildung im Lette-Haus. 1901 heirateten sie, der Sohn Heinz wurde 1902 geboren und sie gründeten „Die Schülerwerkstätten für Kleinplastik“ in Kreuzberg. 1903 zogen sie mit der Schule nach Schöneberg, ab 1913 lautete ihr Name „Schule Reimann. Private Kunst- und Kunstgewerbeschule“. Neben festangestellten Lehrern unterrichteten bekannte Künstler, Plakatmacher, Bildhauer, Kostümdesigner und Graphiker. 1933 durfte Albert Reimann nicht mehr künstlerisch tätig sein und verkaufte 1935 die Schule an den Architekten Hugo Häring.

Nach der Pogromnacht und der Zerstörung seines Geschäftes für Künstlerbedarf reisten sie 1938 zu dem erkrankten Sohn nach London, der Geschäftsführer der Londoner Reimann School war und kehrten nicht mehr nach Deutschland zurück.

1946 stellten beide Anträge auf Entschädigung, die bis 1956 verzögert wurden. Clara Reimann verstarb Anfang 1956. Ende 1956 heiratete Albert Reimann Elli Altmann, deren Mann in Auschwitz ermordet wurde. 1958 verlieh der Bundespräsident Theodor Heuss Albert Reimann das Verdienstkreuz 1. Klasse. 1974 feierte Albert Reimann seinen 100. Geburtstag und verstarb am 5. Juni 1976 im Alter von 101 Jahren.

 

Riesenburger, Familie

Stierstr. 22 und 21

 

Ruben R. (1873-1944) war hoch dekorierter Pilot im Ersten Weltkrieg, Deportation nach Theresienstadt. Minna R. (1862-1943) hatte einen Tabakladen in der Stierstr. 22, auch sie wurde nach Theresienstadt deportiert. Betty R. (geb. 1904) gelang 1939 die Emigration nach Shanghai, von dort 1947 in die USA. Ihr Sohn Robert Cohn (geb.1947) ist der Verfasser eines Familienerinnerungsbuches „Against all Odds“ und Initiator weiterer Stolpersteine in der Stierstraße zusammen mit der dortigen Stolperstein-Initiative.

 

Stolpersteine (2009): Stierstr. 21 für Ruben und Minna Riesenburger  

Rinott, Rahel

in Vorbereitung

Rosenthal, Harry

in Vorbereitung

Rubens, Ernst & Walter

in Vorbereitung

Salomon, Alice

(1872 - 1948)

 

Luitpoldstr. 27 (heute: Nr. 20)

 

Sozialarbeiterin, Pädagogin, Frauenrechtlerin

 

Aktivistin der ersten Frauenbewegung, Studium an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, Promotion. Gründete 1908 die Soziale Frauenschule und 1925 in den Räumen des Pestalozzi-Fröbel-Hauses die Deutsche Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit, mit der sie sich um die Professionalisierung der fürsorgerischen Arbeit (Sozialarbeit) bemühte. 1914 Übertritt zum evangelischen Glauben. 1932 Ehrendoktorwürde. 1937 Emigration in die USA. 1939 Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft sowie ihrer Doktortitel.

 

Gedenktafeln: Karl-Schrader-Str. 7-8 (Pestalozzi-Fröbel-Haus, Haus 3), Alice-Salomon-Platz 5, Berlin-Hellersdorf (2008)

 

Die Alice-Salomon-Hochschule trägt ihren Namen. Das Alice-Salomon-Archiv befindet sich in ihrer ehemaligen Wirkungsstätte (Pestalozzi-Fröbel-Haus, Karl-Schrader-Str. 7-8).

 

Sandmann, Gertrude

(1883 - 1981)

 

 

Am Karlsbad 11, Eisenacher Str. 103 (Versteck), Eisenacher Str. 89 (letzte Atelierwohnung)

 

Künstlerin

 

Gertrude Sandmann ist Schülerin von Käthe Kollwitz, seit 1926 Mitglied der GEDOK (Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen). 1942 simulierter Selbstmord, danach Untertauchen in Berlin-Treptow. Nach dem Krieg Weiterarbeit in ihrem Atelier in der Eisenacher Str. 89. 1974 Mitgründerin der „Gruppe L74“ für ältere Lesben, Mitherausgeberin der Zeitschrift „Unsere kleine Zeitung“ (UKZ) und engagiert in der „Neuen Frauenbewegung“.

 

Gedenktafel (2014): Eisenacher Str. 89 am Haus der letzten Atelierwohnung

Sachs, Nelly (Leonie)

(1891 - 1970)

 

Maaßenstr. 15 (heute: Nr. 12)

 

Schriftstellerin, Lyrikerin

 

Erhält 1966 den Nobelpreis für Literatur, veröffentlicht u. a. „Sternverdunklung“ (Amsterdam 1949). Freundin der schwedischen Autorin Selma Lagerlöf. Geht 1940 mit der Mutter nach Schweden ins Exil, ihr Bräutigam wird in Deutschland verfolgt und ermordet.

 

Gedenktafeln: Maaßenstr. 12 und Lessingstr. 5, Hansa-Schule

 

Scheftelowitz, Elchanan (vormals: Erwin)

(1911 - 2000)

 

Kleiststr. 5

 

Jurist, Rabbiner

 

1934 bis 1937 amtierender Rabbiner der Synagoge Münchener Straße. 1937 Emigration nach Palästina, bis 1982 in Haifa tätig als Rechtsanwalt und Notar, u. a. auch In Entschädigungs- und Wiedergutmachungsfällen. Traute in Israel mehrere ehemalige Mitglieder seiner Berliner Synagogengemeinde.

Schiller, Adolf

 

(1861-1943)

 

Luitpoldstr. 4, Am Volkspark 2(Villa), Landsberger Str. 14, Berlin-Friedrichshain 

Glasfabrikant, Techniker

 

Hielt als Glasfabrikant auch Patente, war Stadtverordneter, Baurat und Regierungsbaumeister.  1939 Umzug in eine sogenannte "Judenwohnung", Verlust seines gesamten Vermögens. 1943 Deportation nach Theresienstadt, wo er ermordet wurde.

 

Schlome, Familie

in Vorbereitung

Schmidt, Joseph

(1904 - 1942)

 

Lyrischer Tenor

 

Nürnberger Str. 68

 

 

Geboren 1904 in der Bukowina wurde Joseph Schmidt ganz in der jüdischen Tradition erzogen. Sein besonderes Gesangstalent wurde vor allem in der Synagoge gefördert, daneben erhielt er auch Gesangsunterricht.

Joseph Schmidt zog nach Berlin und wurde hier weiter ausgebildet. Nachdem er in Rumänien seinen Militärdienst absolviert hatte, widmete er sich ganz und gar den öffentlichen Auftritten in Operninszenierungen für das Radio. Als lyrischer Tenor konnte er sich auf die Brillanz und Leichtigkeit seiner Stimme besonders in den hohen Lagen verlassen.

Schallplattenaufnahmen beförderten seine Popularität – auch religiöse Musik wurde in dieser Zeit aufgenommen. Für Auftritte auf der Opernbühne wurde Schmidt allerdings mit 154 cm Körpergröße als zu klein befunden.

Anfang der 1930er Jahre gewann der Musikfilm immer mehr an Bedeutung. Wenngleich seine schauspielerischen Fähigkeiten nicht ebenso ausgeprägt waren wie seine stimmlichen, fand Joseph Schmidt hier eine geeignete Plattform. Der Film „Ein Lied geht um die Welt“ mit dem gleichnamigen Lied von Hans May kam im Mai 1933 in die Kinos. Von Nationalsozialisten wurde Schmidt anschließend antisemitisch und rassistisch beschimpft.

Schmidt zog daraufhin von Berlin nach Wien, veröffentlichte weiter Schallplatten, trat in weiteren Filmen auf und tourte durch Europa, die USA und Palästina. 1939 – nach Kriegsbeginn – musste er vor der nationalsozialistischen Verfolgung fliehen. Nach Stationen in Frankreich versuchte er sich in die Schweiz zu retten. 1942 wurde er nach einem illegalen Grenzübertritt in dem Lager Girenbad im Kanton Zürich interniert. Eine schon länger bestehende Herzerkrankung wurde nicht behandelt. Joseph Schmidt starb schließlich am 16. November 1942 im Alter von 38 Jahren.

Schottelius, Renate

(1921 - 1998)

 

Rosenheimer Str. 12

 

Tänzerin, Choreografin

 

Vater Wolfram Schottelius war Schriftsteller, Mutter Carla Marcus-Schottelius Pianistin.1929 beginnt Renate mit einer mehrjährigen Tanzausbildung an der Städtischen Ballettschule Berlin.1933 Abbruch der Ausbildung, da sie als „Mischling ersten Grades“ gilt. Geht 1936 allein zu einem Onkel nach Argentinien ins Exil. Dort startet sie  eine erfolgreiche Karriere im Bereich „Moderner Tanz“ mit Tourneen durch Lateinamerika, USA, Schweden u. a. Ländern. Später auch als Tanz-Pädagogin tätig.

 

Schumann, "Coco" (Heinz)

(1924 - 2018)

 

Kurfürstenstr. 118

 

Jazz-Gitarrist

 

Hört und spielt von Jugend an in verschiedenen Clubs Swing und andere Formen des als „undeutsch“ verbotenen Jazz. „Wer den Swing in sich hat, der kann nicht mehr im Gleichschritt marschieren.“* Nach Denunziation 1943 Deportation nach Theresienstadt, dort spielt er als Mitglied der „Ghetto-Swingers“ Schlagzeug. 1944 Deportation nach Auschwitz, wo er als Musiker einer „Lagerkapelle“ überlebt.1945 Deportation nach Kaufring und Befreiung in Wolfratshausen. Auswanderung nach Australien 1950. Lebt seit 1954 wieder in Berlin. Wird ein populärer Musiker, lange Zeit mit eigener Band, spielt u. a. zusammen mit Helmut Zacharias, Louis Armstrong und Ella Fitzgerald und macht bis ins hohe Alter Musik. „Solange ich Musik mache, habe ich keine Zeit alt zu werden.“*

 

* Zitate von Coco Schumann

 

Schurrer, Steffi, geb. Cohn

(geb. 1921)

 

Landshuter Str. 35

 

12./13. Volksschule (heute Scharmützelsee-Grundschule), St. Franziskus-Oberlyzeum

(heute Katholische Schule St. Franziskus) und Jüdische Schule Große Hamburger Straße

 

Kaufmännische Angestellte

 

Sie beginnt 1936 eine kaufmännische Ausbildung.1939 Emigration nach England. Schwester Ruth gelangt mit einem der letzten Kindertransporte nach Großbritannien, wo beide ihre späteren Ehemänner kennenlernen. Die Eltern werden 1942 nach  Trawniki deportiert. Steffi emigriert später in die USA.

 

Stolpersteine (2012) für Frieda und Werner Cohn, Landshuter Str. 35

 

Seckel, Familie

Apostel-Paulus-Str. 20 u. a.

 

Ernst Seckel (1878−1965) war Bankier und Landwirt. Seiner ersten Ehe, während der er zum christlichen Glauben übertrat, entstammten zwei Söhne. Herbert (1905−1949) emigrierte nach Trinidad, der Jurist Alfred (1909−1979) nach Frankreich. Hier arbeitete er als Buchhalter, wurde mehrfach interniert und überlebte versteckt.

Klaus Seckel (1928−1945) war der Sohn von Ernst und seiner zweiten Ehefrau Erna Seckel (1889−1963). Er wurde getauft, seine Mutter konvertierte 1938. Doch nach den Nürnberger Gesetzen galten sie als Juden. Um Klaus zu schützen, wurde er 1937 auf die Quäkerschule Eerde in die Niederlande geschickt. Nach der Auflösung der Schule trafen Klaus und seine Eltern sich 1944 im Lager Theresienstadt wieder. Klaus wurde im Oktober nach Auschwitz deportiert, er starb Anfang 1945 auf einem der Todesmärsche. Den Eltern gelang im August 1945 die Rückkehr nach Berlin. Klaus’ Tagebuch, das er in der Quäkerschule geschrieben hatte, liegt in Auszügen dem Album der Ausstellung bei.

Ernst Seckels Geburtsstadt Walsrode in Niedersachsen gedenkt der Familie Seckel und anderer jüdischer Familien des Ortes seit 2007 mit einer Wanderausstellung und Führungen.

Sello, Ruth

(1911 - 1999)

 

Münchener Str. 37

 

Buchhalterin, Finanzwesen

 

War außer ihrer Tätigkeit als Buchhalterin auch als Korrespondentin und Sprachlehrerin tätig. Exil 1933 in die Türkei; sie war eine der wenigen, die wegen der rassistischen Verfolgung und nicht aus politischen Gründen in die Türkei ging. 1943 Verbannung ans Schwarze Meer, kurz darauf Auswanderung nach Palästina. 1967 Rückkehr nach Berlin.

Shany, Ruth

in Vorbereitung

Sintenis, Renée

(1888−1965)

 

Berchtesgadener Str. 36, Kurfürstenstr. 125, Innsbrucker Str. 23

 

Bildhauerin

 

Aufgewachsen in Neuruppin studierte sie von 1907 bis 1910 an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums. Sie brach ihr Studium ab und wurde Aktmodell von Georg Kolbe. Inspiriert durch die Atmosphäre in seinem Atelier fand sie zu ihrem eigenen künstlerischen Schaffen. 1915 hatte sie den ersten großen Erfolg mit kleinen Tierplastiken und einer Selbstbildnismaske in einer Ausstellung der Neuen Secession.

Ab 1922 präsentierte der Kunsthändler Alfred Flechtheim ihre Werke erfolgreich in seiner Galerie am Lützowufer in Tiergarten und machte sie durch Ausstellungsbeteiligungen, u. a. in New York, London und Stockholm, international bekannt. Ihre kleinformatigen Tierplastiken, die in Auflagen in Bronze oder Silber gegossen wurden, wurden zu ihrem Markenzeichen und entwickelten sich zu begehrten Sammlerobjekten. Zudem erhielt sie höchste Anerkennung für ihre Sportlerfiguren, Portraits und Selbstbildnismasken. Sie galt als eine der Vertreterinnen der Moderne. Mit der Popularität ihres Werkes stieg auch das öffentliche Interesse an ihrer Person. Durch ihre modisch androgyne Erscheinung verkörperte sie den neuen Frauentypus und war eine der meistfotografierten Frauen der Weimarer Zeit. 1931 wurde sie als erste Frau in die Preußische Akademie der Künste im Fach Bildhauerei aufgenommen, 1934 als „nichtarisches“ Mitglied wieder ausgeschlossen. Ihr Ehemann, der Schriftgestalter und Maler Emil Rudolf Weiß, verlor sein Lehramt und starb 1942. Sie lebte bis Kriegsende zurückgezogen in Berlin.Bei einem Brand im Atelierhaus Kurfürstenstraße verlor sie 1945 ihre gesamte Habe und ein Teil ihres Werkes. In dieser Zeit musste ihr ein Finger amputiert werden, was sie jedoch kaum in ihrer Arbeit einschränkte.

Nach 1945 erhielt sie hohe Ehrungen und war wieder in zahlreichen Ausstellungen vertreten. 1948 wurde sie an die Hochschule für Bildende Künste Berlin als Professorin berufen. Ihr „Junger Bär“ von 1932, überarbeitet 1956, wurde zum „Berliner Bär“ und Siegertrophäe der Berlinale (Goldener und Silberner Bär). Vergrößerungen des „Berliner Bären“ stehen seit 1957 an mehreren Stellen an der Autobahn, u. a. am früheren Kontrollpunkt Dreilinden, Berlin-Zehlendorf. Bis zu ihrem Tod lebte und arbeitete sie in der Innsbrucker Str. 23 in Schöneberg.

 

Schulbenennung 1955: Renée-Sintenis-Grundschule, Laurinsteig 39, Berlin-Frohnau

Gedenktafel 1965: Innsbrucker Str. 23, Berlin-Schöneberg

Platzbenennung 1967: Renée-Sintenis-Platz, Berlin-Friedenau, mit Plastik „Großes grasenden Fohlen“

 

Stern, Hellmut

(geb. 1928)

 

Grunewaldstr. 25, Laubacher Str. 16

 

Musiker

 

Hellmut Stern verbachte seine Kindheit in Friedenau. 1937 wurde ihm als begabtestes Kind der 4. Jüdischen Volksschule in der Prinzregentenstraße seine erste Geige geschenkt.

Kurz vor der Pogromnacht erhielt die Familie Pässe und Visa. Ende November verließen sie Berlin und erreichten Shanghai Ende Dezember 1938. Von dort ging es mit der Transsibirischen Eisenbahn weiter bis nach Harbin, wo sie im Winter 1939 ankamen. Der Vater erteilte Gesangsunterricht, die Mutter bekam mit viel Mühe ein Engagement zur Begleitung von Bühnen- und Filmdarbietungen. Hellmut Stern hatte das Glück, dass die Stadt in den 1920er Jahren ein reiches kulturelles Leben entwickelt hatte, insbesondere durch die nach der Oktoberrevolution aus Russland geflüchteten Künstler. 1942, mit vierzehn Jahren, gab Hellmut Stern sein erstes öffentliches Konzert und 1945 wurde er in das Symphonieorchester der Stadt aufgenommen.

1949 durften die Sterns nach elf Jahren im chinesischen Exil nach Israel einwandern. Für Hellmut Stern begann bald sein Weg als Geiger in herausragenden Orchestern. 1951 trat er in das Israel Philharmonic Orchestra ein, bei der ersten Europa Tournee des Orchesters 1955 unternahm er eine private Reise nach Berlin und im Mai 1961 bewarb er sich beim Berliner Philharmonischen Orchester bei den Ersten Geigen. Nur wenige Tage nach dem Bau der Mauer trat er den Dienst im Orchester an. Bald darauf lernte Hellmut Stern seine Frau kennen, die er 1962 heiratete, zwei Kinder kamen zur Welt. Von 1984 bis 1987 gehörte er dem Fünferrat des Orchesters an. Nach Karajans Tod 1989 wählte das Orchester Claudio Abbado zu seinem neuen Chefdirigenten. Von 1990 bis 1992 konnte Hellmut Stern die schon lange von ihm erhoffte Reise des Orchesters nach Israel organisieren, Daniel Barenboim begleitete das Orchester dabei als Dirigent. Mit dem Eintritt in den Ruhestand 1994 hatte er mehr Zeit, um sich einer anderen Begabung, dem Erzählen, zu widmen. Hellmut Stern schrieb ein Buch über sein Leben, und wurde, wie er selbst sagt, Berufszeitzeuge, berichtet in Schulen aus seinem Leben.

 

Seit 1994 pensioniert und als Zeitzeuge aktiv.

Silber, Ya'akov

in Vorbereitung

Silberberg, Werner (heute: Warner Bergh)

(geb. 1923)

 

Babelsberg Str. 1

 

Werner-Siemens-Realgymnasium  (heute: Georg-von-Giesche Oberschule)

Hohenzollern-Gymnasium

 

Spielte in einem jüdischen Fußballverein als Torwart. Konnte mit seinem Vater und seiner Stiefmutter nach Shanghai ins Exil gehen, nach Kriegsende Einwanderung in die USA. Heiratete eine deutsche Emigrantin, mit der er zwei Töchter hat, war beruflich im Handel tätig.

Sommerfeldt, Shmuel (vormals: Sommerfeld, Herbert Samuel)

(geb. 1905)

 

Apostel-Paulus-Str. 28

 

Werner-Siemens-Realgymnasium (heute: Georg-von-Giesche Oberschule)

 

Einziger Überlebender seiner Familie. Emigrierte 1933 gegen den Willen der Eltern mit Alija nach Palästina. Brach die in den 1980er Jahren begonnen Briefkontakte zum Projekt 1991 ab, da sein „Glaube an ein besseres Deutschland“ durch deutsche Giftgaslieferungen im Golfkrieg  zerstört worden war. Durch Besuch in Israel wieder Kontaktaufnahme und 1999 erster und letzter Besuch mit 94 Jahren in Berlin.

Szonyi, Lilly (geb. Wolffers)

(geb. 1924)

 

Kufsteiner Str. 19

 

Psychotherapeutin

 

1927 verließ die Familie Wolffers als Folge von Arbeitslosigkeit und Depression die Schweiz und zog nach Berlin, wo ein Bruder der Mutter lebte. Lilly war damals drei Jahre, ihre Brüder Hans und Artur 12 und 13 Jahre alt.

Etwa 1936 mussten sie ihre schöne Wohnung in der Bismarkstraße in Steglitz verlassen, da Juden dort nicht mehr erwünscht waren. Nach viel Mühe fanden sie eine neue Wohnung in Schöneberg in der Kufsteiner Str. 19. Am 9. November 1938 brannte die Synagoge in der Prinzregentenstraße und in der Schule wurde ihr Bruder als Jude beschimpft. Die Mutter meldete Lilly an der jüdischen Waldschule Kaliski in Dahlem an. Dort begann für sie der glücklichste Teil ihrer Jugend. Als Schweizer mit Schweizer Pässen konnten sie Berlin jederzeit verlassen. Doch Onkel Josef, der Bruder der Mutter, der ihnen geholfen hatte, ein neues Leben in Berlin aufzubauen, war ab 1939 bei ihnen zu Hause versteckt. Die Gestapo war hinter ihm her. „Unsere Wohnung ist ziemlich sicher, so hofften wir. So denke ich heute an die Kufsteiner Straße als eine kleine Oase, wo es uns gelang, zwei feine Männer vor dem sicheren Tod zu retten. Als wir wussten, dass beide Onkel in Sicherheit waren, packten wir unsere Koffer.“ Genau einen Monat nachdem die Familie Berlin verlassen hatte, begann der Zweite Weltkrieg. 1942 lernte Lilly Wolffers einen jungen jüdischen Studenten aus Ungarn kennen, der an der Universität Zürich Chemie studierte. Sie heirateten, und wanderten 1952 mit ihren zwei Kindern Petra und David nach Kanada aus. Ein Jahr später erhielten sie Visa für Amerika und gingen in die Vereinigten Staaten. „Dies ist nun unsere neue Heimat, die wir sehr lieben.“

1993 war Lilly Szonyi zu Besuch in Berlin. „Aber nichts ist vergessen, die schrecklichen Verluste wiegen schwerer als die guten Erinnerungen – doch wir sind dankbar, dass wir auch ein paar gute Erinnerungen haben. Berlin-Schöneberg spielt darin eine große Rolle. Heute ist die Familie über die ganze Welt verstreut, doch wir sind immer noch in Kontakt miteinander.“

Treuhaft, Gerd

in Vorbereitung

Tucholsky, Kurt

(1890 – 1935)

 

Kaiserallee 79 (heute: Bundesallee)

 

Schriftsteller, Autor

 

Studium der Rechtswissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, in Genf und in Jena. 1915 juristische Promotion, anschließend Teilnahme am Ersten Weltkrieg. Ab 1918 überzeugter Pazifist. Schrieb seit 1907 satirische Gedichte, Chansons, Glossen sowie Theater- und Buchrezensionen in zahlreichen Zeitungen und Zeitschriften, teilweise unter Pseudonym, wie Theobald Tiger oder Peter Panter. In den 1920er Jahren (zeitweilig) Mitglied der USPD, der „Gruppe Revolutionäre Pazifisten“ sowie der „Deutschen Liga für Menschenrechte“. Ab 1926 Mitarbeiter (teilweise auch Herausgeber) der Wochenschrift „Die Weltbühne“; verschiedene seiner Artikel brachten ihm – und Carl von Ossietzky – juristische Verfahren ein. 1930 verlagerte er seinen Wohnsitz weitgehend nach Hindås in Schweden. Am 21.12.1935 starb Tucholsky in einem Göteborger Krankenhaus.

Walbrook, Anton (vormals: Adolf Wohlbrück)

(1896 - 1967) 

 

Münchener Str. 34

 

Schauspieler

 

In der Weimarer Republik populär unter dem Namen Adolf Wohlbrück, insbesondere in historischen Liebhaberrollen. Nach Denunziationen als Homosexueller kehrt er von einem Engagement in Großbritannien nicht zurück. Dort wird er in Filmrollen als „Deutscher“ und besonders als Prinzgemahl Albert besetzt.

Nach dem Krieg temporäre Rückkehr nach München.

Waldston, Gerry (vormals: Gerd Waldstein)

(geb. 1923)

 

Vorbergstr. 3

 

Geboren als Waldstein (wahrscheinlich von Wallenstein), lebten seine jüdischen Vorfahren nachweislich seit 500 Jahren in Deutschland. Der Vater betrieb eine Fabrik für Autoschonbezüge in Berlin-Mitte. Onkel Erwin konnte 1935 nach Brasilien auswandern, die Familie aber nicht nachholen. 1939 Emigration der Familie nach Großbritannien, von dort kam er 1940 zwangsweise nach Kanada. Seit 1945 kanadischer Staatsbürger, gründete dort eine Firma für Werbegrafik. Leidenschaftlicher Sammler, u. a. von deutschen Zigarettenbildern.

Waters, Henry (vormals: Heinz Wasserzug)

in Vorbereitung

Wilder, Billy

(1906 - 2002)

 

Viktoria-Luise-Platz 11

 

Filmregisseur, Drehbuchautor

 

Aufgewachsen in Krakau und Wien, lebte seit 1926 in Berlin, Arbeit als Publizist und Drehbuchautor. 1934 Emigration in die USA, 1939 amerikanischer Staatsbürger, eine Tochter, ein Sohn. Schrieb bald auf Englisch Drehbücher, Regisseur bekannter Filme, wie „Manche mögen’s heiß“. Betätigte sich auch als Filmproduzent, mehrfacher Oscarpreisträger; Zusammenarbeit u. a. mit Alfred Hitchcock, Ernst Lubitsch, Marilyn Monroe, Jack Lemmon.

 

Gedenktafel (1993) Viktoria-Luise-platz 11

Winters, Steffi (geb. Steinberg)

1924 - 2016

Bamberger Str. 28

Luise-Zickel-Schule

Die dreiköpfige Familie Steinberg entschloss sich 1938 zur Emigration nach Italien. 1940 wurde der Vater, Arthur Steinberg, aus Turin ausgewiesen. Mutter und Tochter Steffi wurden in ein Dorf in den Abbruzzen abgeschoben, 1940 starb der Vater. Mutter und Tochter flüchteten 1943 nach Bari, dort wurden sie in einem Flüchtlingslager interniert. 1944 konnten sie in die USA emigrieren; dort heiratete Steffi, sie wurde Mutter zweier Söhne. Sie starb 2016 in den USA.

Witting, Heinz Peter

(geb. 1928)

 

Rosenheimer Str. 5

 

Jüdische Schule in der Joachimsthaler Str. 13

 

Der Vater Georg (1902- 1966) war  bis 1936 Nationalökonom in Gleiwitz, zurück in Berlin sattelt er um auf chemische Reinigung. Die Mutter Annie Felicitas W. (1904- 1971), gelernte Buchhändlerin, arbeitet als Hutmacherin. Die Familie flüchtet mit dem Sohn Heinz Peter ins Exil nach Shanghai. Erhalten sind zahlreiche Briefe der Mutter an Freunde von 1936 bis 1947 aus Shanghai, später aus Australien.

 

Wolf, Benno

in Vorbereitung

Wolff, Bruno

(1874 - 1941)

 

Motzstr. 14 (heute Nr. 22)

 

Arzt

 

Bruno Wolff war Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Stabsarzt im Ersten Weltkrieg. Von 1911 bis 1936 Mitinhaber einer gynäkologischen Klinik. Seine Haupthebamme Nanna Corti gründet 1933 die „Reichsfachschaft deutscher Hebammen“. Ab 1938 darf er nicht mehr allgemein praktizieren. 1939 gelingt die Emigration nach Belgien. Dort stirbt er 1941 eines natürlichen Todes.

 

Wolff, Edith

in Vorbereitung

Yva (Else Neuländer-Simon)

Yva − Else Ernestine Neuländer-Simon (geb. Neuländer)

geb. 26. Januar 1900 in Berlin
deportiert nach Sobibór und 
am 13. Juni 1942
dort ermordet

verheiratet mit
Alfred Simon
geb. 16. Februar 1889
deportiert nach Sobibór
am 13. Juni 1942
dort ermordet

 

Friedrich-Wilhelm-Str. 17
(heute Klingelhöferstraße)
Bleibtreustr. 17
Schlüterstr. 45
Bamberger Str. 49

 

Aus einfachen Verhältnissen in Kreuzberg kommend, gelang es der jungen Else Simon, die sich schon bald den Künstlernamen YVA gab, zu einer der angesagtesten Modefotografinnen der Weimarer Jahre zu werden.
Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gelangt waren, wurde sie offiziell mit Berufsverbot belegt, konnte aber teilweise noch unter anderem Namen ihre Arbeiten veröffentlichen. Sie musste ihr Atelier einer ihrer vertrauten Mitarbeiterinnen übergeben.
1942 wurde Yva gemeinsam mit ihrem Ehemann nach Sobibor verschleppt, wo sie ermordet wurden.
Es wurden Stolpersteine für Yva und ihren Mann in der Schlüterstraße 45 verlegt, außerdem wurde ein kleiner Straßenabschnitt in der Nähe des Theater des Westens nach ihr als Yva-Bogen benannt.

 

Zeller, Wera

(1925 - 2008)

 

Barbarossastr. 57

 

Lyrikerin, Bibliothekarin

 

Emigration mit den Eltern zur Großtante nach Chile. Hier Studium der Germanistik und Familiengründung in Santiago de Chile. 1970 Rückkehr nach Berlin, Veröffentlichung eigener Lyrik und Arbeit am Ibero-Amerikanischen Institut als Bibliothekarin. Gründung eines „Literarischen Salons“ in ihrer Wohnung und aktiv als Zeitzeugin. 1975 nach dem Staatsstreich durch Pinochet in Chile kommt ihr Sohn Harald Zeller nun seinerseits ins Exil nach Deutschland.

 

Zickel, Luise

(1878 - 1942)

 

Kufsteiner Str. 6, später Nr. 16 (Schule und Wohnung), Bayerischer Platz 2 (Wohnung)

 

Lehrerin, später Schulleiterin

 

Ab 1911 ist sie Schulleiterin der jüdischen „Zickel“-Schule in der Kufsteiner Straße in Schöneberg. Die Schule mit wechselnden Namensvarianten ist zunächst nur für Mädchen, später auch für Jungen und hat zeitweise zusätzliche Räume in der Schmargendorfer Straße in Friedenau.1937 besuchen über 200 Schüler die Zickel-Schule, 16 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten dort gleichzeitig, darunter einige bekannte Künstler und Literaten. 1939 Zwangsschließung der Schule, danach gibt sie Privatunterricht. Luise Zickel lehnt die Emigration aus Deutschland auch wegen ihrer Schüler ab. 1942 wird sie nach Riga deportiert und dort ermordet.

 

Stolperstein (2005):

Kufsteiner Str. 16

 

 

Zuckmayer, Carl

(1896 - 1977)

 

Fritz-Elsas-Str.18 (vormals: Am Park 18)

 

Dramatiker, Theaterautor

 

Zog unmittelbar nach dem Notabitur 1914 als Kriegsfreiwilliger in den Ersten Weltkrieg. Angesichts der Greuel wird er 1918 als Pazifist aus dem Militär entlassen. Nach der Rückkehr ins zivile Leben studiert er u.a. Rechtswissenschaften, doch gilt sein Hauptinteresse dem literarischen Schreiben.  Mit  dem Volksstück „Der fröhliche Weinberg“ (1925), das am Berliner Ensemble uraufgeführt wird, gelingt ihm ein durchschlagender Erfolg, andere Stücke folgen, so „Der Hauptmann von Köpenick“ (1931), er schreibt auch mit  Karl Vollmoeller das Drehbuch für den Film „Der blaue Engel“ (mit Marlene Dietrich und Emil Jannings unter der Regie Joseph von Sternbergs). Mit dem Machtantritt der Nazis wird er 1933 als sogenannter Halbjude mit Aufführungsverbot belegt, er zieht sich daraufhin nach Österreich zurück. Seine finanzielle Lage verschlechtert sich dramatisch. 1938 flieht er in die Schweiz, 1939 dann über Kuba in die USA, deren Staatsbürger er 1946 wird. Er schreibt weiterhin in Deutsch; mit dem 1947 uraufgeführten Stück  „Des Teufels General“ findet er wieder Anerkennung, kann im deutschsprachigen Raum an seine Erfolge vor 1933 anknüpfen. 1958 siedelt er mit seiner Frau in die Schweiz über, deren Staatsbürger er wird. Zuckmayer stirbt im Alter von 80 Jahren in Visp im Wallis.

 

Großer Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (1955)

Gedenktafel: Fritz-Elsas-Str. 18